ME/Sounds Newcomer Party


Da kam Stimmung auf. Beileibe nicht nur wegen des von ME/Sounds spendierten Freibiers, sondern vor allem wegen der gelungenen Gigs der drei Newcomerbands Fast Food Cannibals, Ballyhoo und Pearls At Swine. Der Dreierpack gastierte im Rahmen einer Package-Tour im Münchener Backstage.

Draußen acht Grad minus. Drinnen pendelt sich die Quecksilbersäule schon vor dem ersten Ton bei 25 Grad Celsius ein. Und es wird noch heißer. Dafür sorgen kurz nach 20 Uhr die Fast Food Cannibals, die an diesem Abend dem Job des Anheizers mit aller Sorgfalt nachkommen. Schon mit den ersten Klängen des Openers ‚Virtual Reality‘ wird klar, daß das Quartett aus Erfurt zu den wichtigsten neuen Metal-Acts zählt: Mit halsbrecherischen Gitarren-Riffs, einem von Drummer Rüdiger Haufe deftig gezimmerten Beat und grandiosen Melodien knacken die Menschenfresser aus Thüringen auf Anhieb das Publikum. Im Mittelpunkt: Sänger und Rhythmusgitarrist Stefan Morgenstein. Dämonisch mit den Augen rollend singt und schreit er sich die düsteren Texte aus dem Leib, die von Mord, Totschlag, Frust und Liebe erzählen. Den Parforce-Ritt durch die Abgründe der Seele setzt die Band geistreich mit präzisen Tempo- und Harmoniewechseln um. Der rigide Zeitplan beschränkt das üppige Menü der Fast Food Cannibals leider auf dreißig Minuten. Neue Freunde dürften die Jungs trotzdem gewonnen haben.

Noch heißer wird es in dem stickigen Club nach der erfreulich kurzen Umbaupause. Inzwischen haben sich rund 500 Zuschauer eingefunden, und die begrüßen Ballyhoo mit frenetischem Applaus. Unverdiente Vorschlußlorbeeren? Von wegen: Schnell, gradlinig und kraftvoll gehen die vier Alpen-Punks aus Österreich sofort engagiert zur Sache. Den Schwerpunkt bilden die Songs ihres aktuellen Albums ‚Silvertools‘. Und die haben es in sich. So erinnert das Quartett mal mit fröhlich-schmissigen Refrains an Green Day oder Offspring, um im nächsten Song mit abenteuerlichen Klangcollagen ganz im Stile der alten Pink Floyd zu überraschen. Das Publikum ist hingerissen. Selbst als die Combo um Sänger Vogler mit ‚Sunday Forever‘ das Tempo deutlich drosselt, schwappt beim Pogo-Tanz literweise das Bier aus den Bechern. Ballyhoo räumen an diesem Abend gewaltig ab – und auf. Nämlich mit dem hartnäckigen Klischee, daß aus Österreich nur weinerliche Liedermacher stammen. Bassist Stefan Vischers stellt von vornherein klar: „Wir machen Rockmusik. Basta!“

Das – und nicht anderes – machen auch die Berliner Pearls At Swine. Die Band, die lange Zeit in Amerika lebte und dort in nahezu jedem Club zwischen Boston und Miami spielte, hat sich bedingungslos dem Sound der 70er Jahre verschrieben. Ihre musikalischen Ziehväter heißen Rolling Stones, Led Zeppelin und The Who. Doch die Truppe um Sänger und Gitarrist Robby Baier verlegt sich keinesfalls aufs bloße Kopieren, wie das aktuelle Album ‚The New Tradition Of Rock’n‘ Roll‘ beweist. Und auch für sie gilt: Life is live. Präzise arrangiert und mit auffällig ausgewogenem Sound setzen die Pearls den krönenden Schlußpunkt. Ein paar Zugaben, dann sind die Roadies dran. Fazit: Die deutsche Musiklandschaft ist – das belegt dieser schweißtreibende Abend – um drei Talent-Blüten reicher.