Es wird immer weitergehen


Es hört ja kaum noch was auf heutzutage. Aber dass Pink Floyd jetzt wieder auf Deutschlandtour sein sollen? Hm.

Was war das für ein Medienhype da zuletzt! Als ob die Neubesetzung des Stuhles von Wolfgang Petry eine Angelegenheit von Weltwichtigkeit wär‘! Ja, gut. Ich räume ein: Dieser Gag funktioniert hingeschrieben noch schlechter als gesprochen. Aber man kann ja nun vom Papst halten, was man will (was, das muss man auch dazusagen, ja tatsächlich eine Errungenschaft ist; gerne zitiere ich an dieser Stelle den alten Yippie Paul Krassner mit dem ebenfalls alten, aber weiterhin wunderhübschen Diktum „Pope John Paul would be more popular if he called himself Pope John Paul George and Ringo“; also, ich hab Krassner halt einfach zitiert; aber ich hab’s dazu auch „gerne“ gemacht; hat das Ihre Lebensqualität beim Lesen erhöht?) … Man kann also nun vom Papst halten, was man will – zum Beispiel, dass er ein reaktionärer Sack ist, was allerdings als Vorwurf kaum greift, weil es quasi zur Job Description gehört -, aber er wird wenigstens gewählt, in einem Verfahren, das man als nachgerade demokratisch angehaucht bezeichnen kann, verglichen mit ähnlichen Entscheidungsfindungsprozessen etwa bei der FIFA. Genau. Während einer wie Wolfgang Petry seine Nachfolge streng dynastisch regelt, à la Nordkorea! Wussten Sie, dass Wolfgang Petry einen Sohn namens Achim Petry hat, der wenige Monate nach, hüstel, „Wolles“ Rückzug aus der Vorstandsetage des Deutschen Schlagers im Herbst 2006 sozusagen die Amtsgeschäfte übernahm und seither mit den Hits des Vaters tourt? Keine europaweite Ausschreibung, kein Casting, kein Konklave, nix. Hätten Sie’s gewusst? Ach, Sie waren ganz froh, diesen Käse bisher nicht gewusst zu haben? Seien Sie mir nicht böse. Ich hab’s auch ungerne hingeschrieben.

Ja, die Kontinuitäten in der Popmusik. Es hört ja kaum noch was auf heutzutage. Und nur Geduld, sag ich jetzt mal ganz ungeschützt: Die Smiths-Reunion wird kommen. Aber da war ich vorhin doch überrascht, auf der Musikhomepage meines Zutrauens www.musikexpress.de herumscrollend und -klickend unter dem Link „Alles über Pink Floyd“ wenn schon nicht restlos „alles“, so doch etwas über Pink Floyd zu finden, das ich in der Tat nicht erwartet hätte. Unter einem Bandfoto von 1973 standen da: Tourdaten. Pink Floyd in klassischer Besetzung im April 2013 auf Deutschlandtour? In der Arena Oberhausen? In der Nordseehalle zu Emden? Im Berliner Tempodrom? Ich betrachtete diesen unwirklichen Anblick. War diese Seite ein kleines, verstecktes Guerilla-Kunst-Ding unseres Webmasters? Ein ironisches Spiel mit der viel zitierten „Zeitlosigkeit des Internets“? So profan hätte eine Ankündigung zur mythenumrankten „Dark Side Of The Moon“-Tour ausgesehen, wenn es Anfang der 70er schon Websites gegeben hätte? Dann klickte ich auf ein Tourdatum und die Illusion zerstob: Es handelte sich in Wahrheit um Konzerte der Tributeband The Australian Pink Floyd Show und da war wohl einfach ein Zuordnungsfehler passiert. Aber ein wirklich hübscher. Wer weiß, wofür’s gut war.