Mika, Frankfurt, Jahrhunderthalle Höchst


Whatever happened to the teenage dream? Poppiger Glam-Rock für nachgewachsene Generationen.

Wenn das Freddie Mercury noch hätte erleben dürfen! Erstaunlich selbstbewusst inszeniert sich da ein gerade mal 24 Jahre alter Sänger, Pianist und Komponist als perfekter Wiedergänger der schrill-schrägen Glam-Rock-Ära. Seine ausgeprägten Fähigkeiten als Entertainer unterstreicht der Sohn eines Amerikaners und einer Libanesin auch durch mehrere satte Kostümwechsel mit einer von Londons Kult-Designer Paul Smith exklusiv maßangefertigten Garderobe.

Nichts bleibt dem Zufall überlassen beim deutschen Tour-Auftakt in Frankfurt. Nicht die Reihenfolge der die Werke von Glam-Pop-Ikonen wie David Bowie, Jobriath, Sparks und Queen zitierenden Songs, noch die wie ein ausgelassener Kindergeburtstag wirkenden, mit allerlei klamaukhaften Überraschungen gespickten Show-Einlagen. Da tummeln sich Statisten als fleischgewordene Comic-Figuren in schweißtreibenden Plüsch-Kostümen, ein aufblasbares Riesenweib gibt sich die Ehre, später stakst ein gigantisches Skelett-Wesen über die bunt dekorierte Bühne. Zur Abrundung des visuellen Overkills irgendwo zwischen Rocktheater, Flaming Lips und Las Vegas regnet es immer wieder Kindergeburtstagsutensilien wie Konfetti und Luftballons von der Decke.

Mit sauber arrangiertem Repertoire und einer kompetenten fünfköpfigen Combo im Rücken nimmt der Pop-Nachwuchs, der in den letzten Monaten immer wieder Auftritte im deutschsprachigen Raum absagen musste, geschwind jenen Kritikern den Wind aus den Segeln, die ihn nur allzu gerne in der Kategorie Eintagsfliege einordnen würden. Nach gerade perfekte Ohrwürmer wie „Relax (Take It Easy)“. „Lollipop“, „Billy Brown“ und natürlich der Instantklassiker „Grace Kelly“ zünden zwischen überschäumender Lebensfreude und schwelgerischer Melancholie. Auch in seiner Performance offensichtlich ist Mikas viel zitiertes Faible für Freddie Mercury: Vom überdrehten Gesangsstil übers zickige Pianospiel bis zum grazilen Hüftschwung übernimmt er vom 1991 verstorbenen Queen-Frontmann ein ganzes Repertoire an Manierismen-und ist doch meilenweit davon enfernt, eine bloße Kopie zu sein.

Hören lassen können sich auch Mikas Deutsch-Kenntnisse. Nahezu akzentfrei parliert er über seine noch nicht recht umfangreiche Künstler-Vita: Den allzu strengen deutschen Lehrer auf der Royal College OfMusic.der ihm nichts zutraute, porträtiert er mit beißender Ironie. Seine Arbeit für Werbeagenturen im Vorfeld seines Debüts Life in cartoon motion betrachtet er als exzellente Schulung für den Startum-Ernstfall. Der ist längst mit Vehemenz eingetreten. Mit Riesenschritten bewegt sich Mika auf den in letzter Zeit immer öfter verwaist stehenden Thron des strauchelnden Pop-Königs zu-nein, nicht Freddie Mercury, sondern Robbie Williams.

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