Mit Body Count läuft Ice T. zur Höchstform auf


HAMBURG. „Die werden hier doch erbarmungslos abgeschlachtet“, unkt eine Gruppe wartender Body Count-Fans. als sich die Ratinger HipHop-Truppe Fresh Familee daran macht, der bis zum Bersten gefüllten Großen Freiheit die Wartezeit auf Ice-T. & Co. zu verkürzen. Denkste, ihr halbstündiger Gig kommt blendend an. weil sie es schaffen, aus Rock-Gitarren, Plattengekratze und (zumeist) deutschsprachigen Raps eine homogene Einheit zu formen. Spätestens bei „Fuck The Skins“ haben die HipHop-Missionare auch den letzten, noch ungläubigen Metalhead bekehrt.

Nach der sich anschließenden, drögen 24-7 Spyz-Blaupause von Electric Jesus erschüttert dann ein kollektiver Aufschrei die Grundfesten der Halle: „Body Count’s in the house!“ Aus friedlich biertrinkenden Schülern, Azubis und Studenten wird binnen Sekunden ein hysterischer Mob. Wie Peitschenhiebe sausen die simplen, aber äußerst effektiven Riffs der Gitarristen Ernie C. und D-Roc auf das Publikum hernieder, während Drummer Beatmaster V und Bassist Mooseman routiniert für rhythmische Fixpunkte sorgen.

Dann kommt er, auf den alle mit so großer Spannung gewartet haben: Ice-T. Und der Mann bleibt wirklich nichts schuldig. Während er auf seiner letzten Tour als Rapper einen ziemlich gelangweilten Eindruck hinterließ und das hitgespickte Repertoire lediglich abspulte, steht er nun unter Hochspannung. Zwar ist Ice-T. ebensowenig ein begnadeter Sänger wie seine Band den Metal neu definiert. Musikalische Perfektion ist nicht Bodycounts Hauptanliegen, für Rapper Ice T. ist der Hardcore nur ein Nebenjob, doch dieses Manko macht er durch die unübersehbare Begeisterung für seine neue Spielweise mehr als wett. Ice -T. ist im besten Sinne Entertainer, der weiß, was sein auffallend jugendliches Publikum wünscht: markige Sprüche, ein sattes „motherfucker“ nach jedem zweiten Wort und simples Animationsprogramm: „Make some motherfucking noise!“

Ein allzu einfaches Konzept, sollte man meinen, doch es ist Ice T.’s ureigene Energie, die den Abend zu einem unvergleichlichen Ereignis macht. Seine Begeisterung steckt alle an, nicht nur die Sechzehnjährigen, die in der ersten Reihe im eigenen Schweiß baden. Jede Textzeile gröhlt das euphorisierte Publikum mit und es stört wirklich niemanden, wenn kurzzeitig das Mikro ausfällt. Ob Hits wie „Cop Killer“ das Material des noch unveröffentlichten neuen Albums „Born Dead“, in dieser Nacht landen Body Count ausschließlich Volltreffer. Und da ist keiner, der die Halle kurz nach Mitternacht nicht erschöpft aber glücklich verlassen hätte.