Monatlicher Rechenschafts Bericht


Heiß umkämpft diesmal das Siegerpodest! Letztlich setzte sich dann doch die große alte Dame des Souls durch; Aretha Franklins poppiges Who’s Zoomin‘ Who? überzeugte durch unkomplizierten Gute-Laune-Groove – gerade recht für die letzten Sommertage.

Nur ein knappes Zehntel dahinter Chris Isaak; ein vielversprechendes Debütalbum eines absoluten „Nobodys“ aus L.A. – musikalisch irgendwo zwischen Elvis, den Doors und Roy Orbison angesiedelt. Platz drei für die melodiösesten (und viele meinen die besten) Cure, die es je gab.

Nona Hendryx eröffnet ein Vierer-Verfolgerpaket aus schwarzen Acts, die in diesem Monat auffallend viele Kritikerpäpste für sich gewinnen konnten. Während Nona mit rockigem Ambiente und erdiger Soul-Stimme zur Sache geht, zeigt das jamaicanische Rhythmus-Geschwader Sly& Robbie, was sie unter pumpendem Hammerbeat verstehen. Das prickelnde TwoTone/ Reggae/Funk-Gesöff der Untouchables wird garantiert mit Frostschutzmittel geliefert – keine Party wird bei dieser Band einfrieren! Der neue US-Soul-Star Freddie Jackson (hat nix mit Michael zu tun!) bezaubert schließlich mit enormen Crooner-Qualitäten.

X, ex-Punker aus Los Angeles, ließen sich vom Deutschen Michael Wagener auf Modem-Rock produzieren und bilden zusammen mit dem Autoradio-orientierten Stromlinien-Rock der Motels (ebenso aus L.A.) das Mittelfeld. Anschließend die filigran zusammengestellten Jazz-Gemälde des unverbesserlichen Melancholikers Robert Wyatt, während die britische Funk-Maid Jaki Graham eher .leicht verdauliches Disco-Futter vorzietit.

Mit dem unteren Mittelfekj mußten sich die Byrde-gesohwängerten Gitarren der Rain Parade (mit einigen Dream Syhdicäte-Mitgliederp) ebenso zufrieden geben, wie die donnernden Gitarren-Popper der Armoury Show. An unseren Berliner Experimentellsten-von La Loora (mit nunmehr (Sämtlich feststellbarer Tendenz zur Melodie) schieden sich bereits die Geister, wohingegen Jamaicas Pop-Elite Chalice nicht mehr so ganz überzeugen konnte.

Er ist ein vielbeschäftigter Mann, der Gitarrist und Songwriter in Deutschlands Fräuleinwunder-Band Nena. Carlo Karges, der sich selbst als „Streuner“ bezeichnet, kümmert sich neben seinen musikalischen Aktivitäten nicht nur um die bürokratischen Belange der Band. Auch dem Nachwuchs gilt sein Interesse. Wenn es ihm seine Zeit erlaubt, streift er schon mal durch den Berliner Underground, um sich nach neuen Talenten umzusehen und sie dann auch zu fördern.

Seit kurzem ist er nun auch stolzer Besitzer des Cafe Carlo, das dieser Tage Premiere feiert. Ob allerdings alle Kandidaten, die dem MÜV-Gastkritiker des Monats vorlagen, dort auch zu hören sein werden, muß sich erst noch zeigen…

Aretha Franklin: „Einegute Platte, aber nach einiger Zeit irgendwie langweilig. „(3) The Damned: „Das Cover gefällt mir, das Album dagegen weniger.“

(2) Toyah: „Der übliche englische Eintopf, teilweise ganz nett gewürzt. “ (3) The Untouchables: „Perfect for parties.“ (4) Rain Parade: „Langweilig“ (2) Chalice: “ Wenn man aulReggae steht …“(3) Chris Isaak: „Mein Favorit! Obwohl eigentlich nichts Aufregendes passiert, fasziniert die LP vom ersten bis zum letzten Song. Und wer auf die Doors, Lou Reed oder Bryan Ferry steht, sollte sie sich nicht entgehen lassen.“ (6) X: „Moderner Rock, wenn auch nicht sonderlich neu.“ (3) Family 5: „Sollte dies die Rückkehr der Fantastischen 5 sein?“ (5) La Loora: „Gut gestylte New Wave-Atmosphäre; die Streicher im ersten Stück mag ich besonders.“

(4) Freddie Jackson: „Die Jacksons ohne Ende… Also: todschikker Reiche-Leute-Funk in gewohnter Qualität.“ (3) Jakl Graham: „Heile-Welt-Musik, das Richtige fürs Frühstück oder Autoradio.“ (2) The Armoury Show: “ U2 lassen grüßen!“ (2) Sly& Robbie: „Disco-Club-Dub-Rap-Slap-Break-Dance-Funk. Nach einer Weile geht mit so etwas immer auf die Nerven.“ (3) Carlos Kommentare sind nicht von schlechten Eltern, wie man sieht. Noch deutlicher wird er allerdings in seinen Antworten auf folgende Stichworte…

Berufsjugendlicher

„Das ist ein Beruf, den ich nicht kenne.“

Apolloma

„Sie ist für mich keineswegs das Sex-Symbol der Gegenwart, ebenso wenig wie Prince, ehrlich gesagt. Mir sind etwas coolere, schlichtere Leute lieber. Carly Simon zum Beispiel würde mich weit mehr interessieren, auch als Frau, ich meine allein von der Optik her. Apollonia ist für meinen Geschmack etwas zu amerikanisch exaltiert, in dem was sie treibt. Alles ganz nett, aber mit zu viel Strapse.“

Manager

„Ich bin selbst so eine Art Manager, bei all den Aktivitäten, die ich so treibe, ob nun Verwaltung oder Schriftverkehr. Meiner Meinung nach sollte jeder Musiker einen Manager haben. Das heißt auf deutsch, um wirklich Qualität zu bringen, brauchst du Leute, mit denen du zusammenarbeiten und auf die du dich verlassen kannst. Bei Nena zum Beispiel haben wir die Arbeit in verschiedene Bereiche aufgeteilt, um die sich jeder von uns kümmern muß. Es kommt auch schon mal vor, daß wir Jim (Rakete) managen. Ich weiß, was ich sage, denn ich bin in meinem Leben oft von Managern über den Tisch gezogen worden. Deshalb schätze ich Jims Arbeit auch so.“

Interviews

„Ich unterhalte mich gern mit intelligenten Leuten, ob der Recorder gerade läuft oder nicht. Es gibt andererseits aber auch viele, viele Interviews, die strikt langweilig sind, weil man sofort merkt, daß der Gegenüber sich überhaupt nicht mit dir und deiner Musik beschäftigt hat, und dann Fragen stellt, die schon 100 000 Mal wiedergekäut worden sind. In solchen Augenblicken kommt bei mir nur noch das große Gähnen auf.

Außerdem muß ich gestehen, daß das meiste, was ich bisher über uns gedruckt gelesen habe, vollkommen falsch wiedergegeben wurde. Als jüngstes Beispiel möchte ich nur den Stern-Artikel erwähnen. Da haben sie doch wahrlich nachträglich die Fragen, die uns gestellt wurden, geändert. So beispielsweise eine Frage wie: , Was haltet ihr von Drogen?‘ Worauf wir geantwortet haben: , Haben wir überhaupt keine Zeit für, interessiert uns auch nicht, langweilig.‘ Hinterher stand denn da:, Seit wann nehmt ihr keine Drogen mehr?‘ Oder irgend so ein Quatsch.

Ein weiterer Auszug: ,Nena, wir haben gehört, daß du jetzt Gesangs-Unterricht nimmst.‘ Daraus wurde dann im nachhinein: ,Nena, du nimmst jetzt Gesangs-Unterricht. Ist das nicht zu spät?‘ In diesem Sinne haben sie einfach vieles verdreht und uns in den Mund gelegt. So taucht zum Beispiel eine meiner Antworten plötzlich bei Jim auf und klingt ganz anders.

ZDF-Hitparade

„Ich habe die Sendung nie so richtig gemocht. Was mich daran nervt, ist dieses Abqualifizieren, das kann ich nicht ab. Würde man stattdessen jede Woche die Acts mit ihren Songs vorstellen, ob mit oder ohne Applaus spielt keine Rolle, könnte sich jeder seine eigene Meinung bilden. Aber nicht so, wie es bislang praktiziert wird. Das kommt mir manchmal vor wie eine Landwirtschafts-Ausstellung, wo die preisgekrönte Sau vorgeführt wird.“

Modern Talking

„Ist das nicht die Band, in der Manus Müller-Westernhagen singt?“