Mountain


Die Siebziger Jahre sind in Amerika . die Jahre der romantischen Welle. So scheint es jedenfalls auf den ersten Blick. Carole King, James Taylor, Neil Young und Cat Stevens feiern in dieser Zeit ihre grössten Triumphe. Sanfte Balladen seien „“in“ und mit dem lauten, harten Rock sei es aus und vorbei, sugerriert man den ‚Leuten jenseits des Atlantiks. Will man jedoch tatsächlich wissen, wer die ungekrönten Könige der amerikanischen Musikszenerie sind, so sollte man am besten die Veranstalter grosser Konzerte befragen. Man würde erfahren, dass Gruppen wie Mountain, Grand Funk Railroad und Black Sabbath noch immer den grössten Gewinn einbringen, noch immer die begehrtesten Kassenmagneten sind.

Das soll jedoch nicht heissen, dass Mountain (abgesehen von der Lautstärke) auch nur das geringste mit Grand Funk oder Black Sabbath gemeinsam hat. Der Unterschied ist, dass bei Mountain die Lautstärke erst in zweiter Instanz merkenswert ist, der Ausgangspunkt ihrer Musik ist Qualität. Und weil jeder einzelne der „vier „Berge“ ein Meister auf seinem Instrument Ist, macht Mountain den Vergleich mit Hard-Rock-Gruppen von der Art Grand Funk auf wohltuende Welse unmöglich. Felix Pappalardi, Gründer der Gruppe, trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er‘ sagt: „Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte. Ob laut oder leise, ob akustisch oder elektrisch, spielt keine Rolle“. Und Felix muss es schliesslich wissen. Er Ist einer der bedeutendsten Veteranen der New Yorker Scene und diejenigen, denen der Name Pappalardi kein Begriff ist, sollten ihre alten Cream-Platten aus dem Schrank holen – Felix Pappalardi war der Producer dieser legendären und so oft erfolglos kopierten 3-Mann-Formation. Davon abgesehen produzierte, arrangierte oder spielte er auf Platten von Joan Baez, Richie Havens, Tim Hardin, Lovin‘ Spoonful, Mirni Farina und Jack Bruce. Heute ist er Mountaln’s Bassist und es sieht so aus, als habe seine Kreativität mit der Geburt von Mountain ihren Höhepunkt erreicht.

Mountain ist eine 4-Mann-Formation, die vor etwa zweieinhalb Jahren VON Pappalardi FÜR Lesley West gegründet wurde. West, der imposante Sologitarrist/Vokalist, spielte früher mit den mehr oder weniger unbekannten New Yorker „Vagrants“ und wurde in dieser Zeit von Pappalardi „entdeckt“. Mit seinem professionellen Instinkt für alles, was gut ist, beschloss Pappalardi, West gross herauszubringen. Er produzierte Lesley’s erstes Soloalbum „Lesley West/Mountain“ und stellte ein paar Monate später eine permanente Gruppe für ihn zusammen. Mountain war geboren. Schon nachdem ihr erstes gemeinsames Album in den Plattenläden erhältlich war, begann das amerikanische Publikum, sich intensiv mit dieser jungen Gruppe auseinanderzusetzen. Besonders eine Frage beschäftigte die Leute: Wer war dieser Gitarrist mit dem so wenig familiär klingenden Namen? Der Mann entlockte seiner Gitarre die unmöglichsten Klänge, er spielte auf Ihr Violine und präsentierte sie dem Zuhörer als scheinbar ganz neues Instrument. Wen „Mountain Climblng“, so hiess diese erste LP, damals schon inspirierte, ein Konzert der Gruppe zu besuchen, der konnte feststellen, dass Lesley West nicht nur ein ausgezeichneter Studio-Musiker war. Seine Erscheinung wirkt auf der Bühne mächtig, noch mächtiger aber ist sein Spiel. Pappalardi’s Aufgabe während eines Auftrittes scheint es zu sein, Lesley vorwärts zu treiben und es gelingt ihm immer. Ganz nebensächl’ch wirken Corky Laing (Drums) und Steve Knight (Orgel), aber West korrigiert diesen Eindruck: „Corky und Steve sind ebenso wichtig, wie Felix und ich. Sie halten uns zusammen und geben uns den perfekten Hintergrund“. Man kann es hören, Mountain ist eine Einheit und West ist trotz seines hervorstechenden Könnens auf keinem Ego-Trip. Beweis dafür sind ihre beiden letzten LP’s „Nantucket Sleighride“ und „Flowers Of Evil“, mit denen es ihnen gelungen Ist, sind auch in Europa fest zu etablieren.