Grand Funk – All The Girls Beware!


ME störte Grand Funk bei den Vorbereitungen zur Europa-Tour.

Mit elf Gold- und Platinalben auf dem Konto sowie 2 Millionen Dollar Reingewinn von einer erfolgreichen 52-Städte-Tour durch die Staaten im Rücken machten sich Grand Funk mal wieder zu einem Europa-Trip auf. Mit der Amerika-geprüften deutschen Gruppe Triumvirat als Supportin‘ Act ließen sie sich im April auf dem Kontinent sehen. Als Vorwarnung war einige Zeit zuvor ihre jüngste LP „All The Girls In The World- Beware“ auf den deutschen Markt veröffentlich! worden. Nach dem Auftakt in Kopenhagen und Stockholm folgten mehrere Deutschlandkonzerte, eine Stippvisite in der Schweiz und schließlich der krönende Abschluß im Londoner Wembley Pool. ME störte die Vier von Grand Funk noch kurz vor ihrer Abreise bei den letzten Vorbereitungen für die Tour. Kaum zu glauben, aber Mark, Craig, Don und Mel fanden sich tatsächlich im Office ihrer Schallplattenfirma in Los Angeles ein, um unser Telex mit den Interview-Fragen zu beantworten.

ME: „Euch eilt noch immer der Ruf voraus, eines der lautesten Rock-Spektakel zu liefern. Oder seid ihr zahmer geworden? Lautstärke isi für euch doch immer einer de wichtigsten Erfolgsfaktoren gewesen, oder?“ Grand Funk: „Wir geben Konzerte, weil wir Spaß daran haben, auf der Bühne zu stehen! Das klappt natürlich nur, wenn das Publikum denselben Spaß hat. Dafür brauchen wir einfach Lautstärke. Denn damit schaffen wir eine Atmosphäre, in der es nichts als die Musik gibt. Unsere Fans kommen, um unterhalten zu werden, um ihre Probleme zu vergessen; ihre Eltern, ihr Milieu. Für die Dauer des Konzertes ist für sie nur der harte ^Rhythmus Realität.“

Mark haßt Vergleiche

Sänger und Leadgitarrist Mark Farner, Fixpunkt der Grand Funk-Show, wird wegen seiner erotischen Bühnenshow oft mit Mick Jagger verglichen. Mark (der sich übrigens die Haare auf nicht einmal Kinnlänge kappen ließ) erklärte auf die Frage, ob er sich überhaupt gerne mit anderen Rock-Größen vergleichen läßt: „Ich mag das in der Tat nicht. In der Show verkörpere ich mich, sonst nichts. Die Bühne, auf der ich stehe, ist mein Reich.“ Probleme mit der Gruppe, betonte er weiter, gebe es für ihn nicht, denn: „Ich drücke nicht nur das aus, was ich, sondern auch, was wir alle fühlen.“ Schüchterner Gegenpol war bislang immer noch Bassist Mel Schacher. Hat er diese Zurückhaltung überwunden? – „Auf der Bühne lege ich meine Schüchternheit ab, da existieren nur der Baß und ich“, erfuhren wir, und: „Frei fühle ich mich auf meinen Motorrädern, darum habe ich mir auch gleich drei Maschinen angeschafft: eine Moto Guzzi, eine Ossa und eine Harley Sportster. Viele Leute nehmen Drogen, wir sind total dagegen. Meine Droge ist das Motorrad! Mark züchtet dafür Pferde auf seinen zwei Farmen. Jedem das Seine.“

Jede LP markiert eine Entwicklungsphase

ME: „Sämtliche Grand Funk-LP“s wurden bisher in Edelmetall gepreßt. Steht man so nicht unter Erfolgszwang? Habt ihr keine Angst vor dem Mißerfolg? Die Kritiker sind mit euch nie zimperlich umgesprungen. Gibt es Platten, die ihr vielleicht lieber nicht veröffentlicht hättet?“

Grand Funk: „Jeder Mensch fürchtet sich irgendwie vor dem Mißerfolg. Aber daß wir unter Erfolgszwang stehen, kann keiner von uns behaupten. Im Gegensatz zu anderen Gruppen hat uns der Erfolg bisher auch nicht geschadet. Wit sind nach wie vor dicke Freunde, darum wird es auch keine Umbesetzungen geben. Und was die Kritik betrifft: Wir haben uns ehrlich gesagt nie besonders darum gekümmert, weil wir sie doch nur für die Plattenindustrie oder die Popmedien interessant finden. Für uns zählt einzig und allein die Reaktion beim Publikum. Und Platten, die wir heute lieber aus unserem Repertoire streichen würden, gibt es einfach nicht. Jedes unserer Alben markierte bisher eine Entwicklungsphase der Band. Deswegen ist jedes einzelne wichtig für uns.“

„Wir wissen, daß wir den Fans etwas bieten müssen“

ME: „Letzte Frage, dann könnt ihr weiter Koffer packen: Wie wichtig ist für euch so eine Europa-Tournee? Gehört ihr auch zu den Hands, die nach verbreiteter amerikanischer Sitte dem europäischen Publikum jede Zugabe verweigern ?“

Grand Funk: „Wir wollen vom europäischen Publikum genauso akzeptiert werden wie von unseren amerikanischen Fans. Das ist für uns das Wichtigste. Und Gruppen, die keine Zugaben geben, halten wir ganz einfach für blöd. Wir wollen es mit unseren Fans auf keinen Fall verderben. Wir wissen, daß wir ihnen etwas bieten müssen, wenn sie für uns die hohen Eintrittspreise zahlen.“