Musikexpress präsentiert: Roger Waters


Die Ex-Kollegen von Pink Floyd sind längst in Rente. Also muss Waters ran. Und der präsentiert die Stadion-Hymnen der 70er in abgespeckter Version.

Wenn es um Pink Floyd geht, spuckt Roger Waters noch immer Gift und Galle. Wright, Mason und Gilmour, so sagt er, hätten ihn aus der Band geekelt, gar öffentlich denunziert: „Dave hat behauptet, ich sei ein beschissener Musiker.“ Den heute 58-Jährigen trafen solche Schmähungen tief; als schlimmer empfand er nur noch die Art und Weise, wie der gemeinsame Backkatalog ausgeschlachtet wurde. Etwa mit der Doppel-CD „Echoes – The Best Of Pink Floyd“, gegen die er sich mit Händen und Füßen gewehrt habe, deren Umsätze aber zeigen, wie populär die Band auch 18 Jahre nach seinem Ausstieg noch ist. Ganz im Gegensatz zu Waters‘ drei Solo-Alben, denn das waren klassische Flops, die nicht mal ansatzweise an „Dark Side Of The Moon“ oder „The Wall“ heranreichten und selbst von Fans ignoriert wurden.

„Die meisten Leute schienen mich gar nicht zu kennen“, so Waters betreten. Doch in einer Zeit, da der Stadionrock beinahe ausgestorben ist und die einstigen Kollegen längst in Rente sind, sieht er seine Chance gekommen. „Sie haben sich entfremdet, sind alt und müde geworden“, grinst der Eigenbrötler und betont, dass seine Präsentation von Floyd-Stücken auch ganz anders aussehe als die von Floyd – eben ohne Matenalschlacht. Es gibt nur eine simple Leinwand, auf die wir Bilderprojizieren. Das ist der einzige Effekt – neben ein paar Scheinwerfern.“ Auf der 2000er-Comeback-Tour durch Nordamerika stellte er denn auch die Songs in den Vordergrund und hatte eine erstklassige Band dabei, die aus Gitarren-Helden wie Doyle Bramhall II, Andy Fairweather-Low und Snowy White bestand. Weil die aber anschließend mit Eric Clapton tingelten, musste Waters seine Euro-Gigs auf 2002 verschieben. Nur: Was sind schon 12 Monate für einen, der 21 Jahre brauchte, um wieder nach Deutschland zu kommen? Seine letzten Solo-Versuche scheiterten mangels Publikumsinteresse. Doch diesmal verlässt sich Waters auf Floyd-Klassiker – eine zweistündige Zeitreise mit Gänsehaut-Atmosphäre und missionarischem Anspruch. Und eine neue CD mit Raritäten aus seinen Solowerken gibt’s auch. Wie meint Waters doch so treffend: „Wenn ich mir die Gesichter der Teenager ansehe, die zu den Konzerten kommen, weiß ich, dass ihnen meine Musik etwas bedeutet.“

Staubfreie Nostalgie eben.