Neue Alben: 10.-16. Oktober 2011


Die Neuerscheinungen der Woche. Mit unter anderem Noel Gallagher's High Flying Birds, Matthew Herbert und Martyn.

Platte der Woche:
Noel Gallagher’s High Flying Birds – Noel Gallagher’s High Flying Birds
15 Jahre lang wies er Fragen nach einem Soloalbum mit „Kein Bock drauf“ zurück. Dann, Anfang Juli, kündigte „The Chief“ gleich zwei Soloalben an. Zumindest dem ersten der beiden, Noel Gallagher’s High Flying Birds, glaubt man, die „Kein Bock“ -Attitüde anzuhören. Vier der zehn Songs sind teilweise zehn Jahre alte Oasis-Demos: „Everybody’s On The Run“, „If I Had A Gun …“, „(I Wanna Live In A Dream In My) Record Machine“ und das seit Jahren mit Superlativen beworbene „Stop The Clocks“, das ein guter Song, aber natürlich nicht der versprochene Geniestreich ist. Dazu mag der 44-Jährige seine eigene Stimme nicht recht leiden. Doch anstatt sie zu vernuscheln, singt er gegen sie an. Es geht meistens recht laut zu auf diesem Album. Obwohl die Oasis-typischen Breitwandgitarren fehlen. Dafür gibt es viele Streicher, viele Chöre, viele Bläser – und einen „Lyla“-artigen Stampfrhythmus, der fast das ganze Album durchbummst und die Songs einander sehr angleicht. Aber auch kompositorisch wirken die Stücke trotz ihrer langen Entstehungszeit wie aus einem Wurf: keine Balladen, keine Rocker, alles Midtempo-Nummern. Einzig „AKA … What A Life!“ mit seinem von Rhythim Is Rhythim inspirierten House-Piano hebt sich von seinem Umfeld zumindest stilistisch ab. Und erst die Texte: Lehnte Galla­gher vor Jahren noch den mittlerweile von Beady Eye aufgenommenen Andy-Bell-Song „Millionaire“ aufgrund dessen platter Zeile „You just need to know yourself“ ab, singt er jetzt Träumerle-Klischees wie „Let me fly you to the moon“, „Keep on chasing down that rainbow“ und empfiehlt wie seit Jahr und Tag: „ Gotta be strong, gotta hold on“.

Aber genug der Schelte. Denn natürlich kann der Mann, der einst am Fließband Generationenhymnen schrieb und mit seinen Beiträgen die letzten Oasis-Alben immer noch auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau hielt, gar nicht voll danebenhauen: Die Kinks-y Single „The Death Of You And Me“ ist vielleicht sogar noch gelungener als das artverwandte beste Oasis-Stück der Nullerjahre, „The Importance Of Being Idle“. Zum erhebenden „Dream On“ kehrt kurz der Sommer zurück und beim wehmütigen „Everybody’s On The Run“ will man Gallagher trotz schwacher Lyrics tröstend in den Arm nehmen.

Noel Gallagher hat einen Sound gefunden, in dem er alt werden kann, ohne Gefahr zu laufen, berufsjugendlich zu werden. Und so vorhersehbar folgender Satz sein mag, man kommt nicht um ihn herum: Ein Best-of des Beady-Eye-Albums und von diesem hier hätte zusammen eine großartige Oasis-Platte ergeben. Warten wir also den für Sommer 2012 angekündigten Nachfolger ab, eine Experimentalplatte mit Amorphous Androgynous. Deren über zweiundzwanzigminütiger Psychedelic-Remix der letzten Oasis-Single „Falling Down“ ließ schließlich auf Großes und vor allem: auf Vielfältiges, auf Überraschendes hoffen. Key Tracks: „Everybody’s On The Run“, „The Death Of You And Me“  (ME-Redakteur Stephan Rehm)

A
Anderson, Brett –  Black Rainbows

C
Chap, The –  We Are The Best

F
Friedberger, Matthew – Death-In-Life
Future Islands – On The Water
Flashguns – Passions Of A Different Kind

G
  General Elektriks – Parker Street

H
Herbert, Matthew – One Pig
ME-Redakteur Frank Sawatzki schreibt: One Pig „dokumentiert das Leben eines Schweins in monatlichen Feldaufnahmen, von der industriellen Züchtung bis zur Tötung, Zerlegung und Verzehr, am Ende ließ Herbert mit der Haut des Tieres eine Trommel bespannen, die, von Drummer Tom Skinner bearbeitet, auf diesem Album zu hören ist. Was sich jetzt vielleicht wie ein kapitalismuskritisches Konzeptwerk des kunstaffinen Superproduzenten liest, ist zu einem Soundtrack geworden, der überraschenderweise für sich steht. Natürlich lassen sich Klänge aus dem Zyklus destillieren, Stallgeräusche, Rascheln, Grunzen etwa, aber erst in der Nachbearbeitung durch Herbert entsteht ein Techno- und Industrial-Album, das wie ein Kommentar Thema und Diskussion überlagert. Die industrielle Maschine läuft im menschgemachten Rhythmus, und sie hört sich böserweise gut an.“ Key Tracks: Alle

L
Lindenberg, Udo –   MTV Unplugged – Live aus dem Hotel Atlantic
Locas In Love – Saurus

M

Martyn – Ghost People
„Ghost People“ ist nach Martyns eigener Aussage eher unpersönlicher als der Vorgänger und ein Kommentar zum Ist-Zustand der Szene. Die beschriebenen „Ghost People“ sind DJs, denen die Musik am Allerwertesten vorbeigeht, die nur im Koffer haben, was gerade angesagt ist und sich von Trends gefügig machen lassen. Für Martyn hingegen soll nur die Musik sprechen, die er wirklich produzieren will. Diese Musik darf er gerne öfter machen. Ghost People ist eine Art Zeitreise zurück zu den Inspirationen seiner Anfangszeit als DJ. Es geht merklich aggressiver zu, four-to-the-floor ersetzt die sphärischen Momente, die Beats sind meist gerader, das Tempo wird angezogen. Martyns aktuelles Label macht sich in seiner Musik mit einer der typischen Brainfeeder-Stärken bemerkbar: Melodien sind wie bei Teebs und Samiyam genug vorhanden, müssen allerdings zwischen einer Menge Sound­experimenten erst gefunden werden. An Dubstep erinnert auf Ghost People bis auf den Opener „Love And Machines“, in dem sich Kode9-Kollege und Dubstep-Prediger Spaceape die Ehre gibt, nicht mehr viel. Die Vorabsingle „Masks“ ist seine typisch schweißtreibende Versöhnung mit dem Dancefloor, „Horror Vaclui“ ein Acid-getränkter Warehouse-Techno,

M83 – Hurry Up, We’re Dreaming

S
Still Corners – Creatures Of An Hour   

T
Tiersen, Yann – Skyline      

W
Westernhagen – Hottentottenmusik