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40 Jahre nach WOODSTOCK kommt man nicht um die Erkenntnis herum, dass das, was heutzutage sommers durch die Welt zieht, ein ziemlich routinierter Zirkus geworden ist, der nur noch wenig von dem legendären „Geist“ atmet, der damals angeblich geherrscht haben soll. Statt Liebe und Frieden waren’s daher in der Festival- und Sommerkonzertsaison 2009 (abgesehen von Noel Gallaghers spaltenfüllendem Ausstieg bei OASIS) eher Krankheit und Unfall, die über den unmittelbaren Konsumentenkreis hinaus für Schlagzeilen taugten. Steven Tyler {AEROSMITH) fiel in South Dakota von der Bühne und wurde mit Hals- und Schulterverletzungen per Hubschrauberins Krankenhaus verbracht, Jet-Frontmann Nie Cester brach in London gleich zweimal auf der Bühne zusammen, Brian Molko (PLACEBO) im japanischen Osaka nur einmal, BOB DYLAN zum Glück gar nicht; dessen Konzerte in Las Vegas und Glendale fielen vorsorglich aus, weil Temperaturen um 45 Grad erwartet wurden. Ein bissschen Hitze herrschte wohl auch bei COLDPLAY In Montreal, wo Chris Martin kurz vor dem Gig verwirrt fragte: „Wo bin üb eigentlich? Amerika? Peru? Kanada?“ Bei Molko war’s übrigens eine mysteriöse Virusinfektion, weshalb seine Band die gesamte für September und Oktober geplante US-Tournee verschieben mußte. Da sind wir schon beim zweiten großen Thema dieses Jahres: der mancherorts so genannten Schweinegrippe, die auch im Popgeschäft für Turbulenzen sorgt. So wurden KASABIAN unmittelbar nach ihrer Ankunft aus Japan im australischen Sydney unter Quarantäne gestellt, weil Sänger Tom Meighan das Virus gepackt hat. Der Rest der Band musste im Hotel harren, während Meighan im Krankenhaus lag, die Gigs fielen aus. Die Londoner Hiphopper N~DUBZ hingegen traten beim V-Festival ohne Sängerin Tulisa Contostavlos auf, bei der nach einem Bühnenzusammenbruch die“ böse Krankheit diagnostiziert wurde, ebenso wie bei STREETS-Bassist Wayne Vibes (zwei Konzertabsagen). Eher harmlos und entschieden putzig hingegen, was den KAISER CHIEFS in New Orleans passierte: Da marschierte mittendrin plötzlich eine Blaskapelle auf die Bühne-ein Streich der Headliner GREEN DAY nur Feier des letzten Konzerts der gemeinsamen US-Tour.

Nur erkältet hat sich laut seinem Management ROBBIE WILLIAMS bei den Videoaufnahmen für seine neue Single „Bodies“ – rannte aber gleich am nächsten Tag zum Arzt, um testen zu lassen, „ob ich Schwein habe“. Was man durchaus nicht als Hypochondrie abtun musss, schließlich geht es bei Robbie um viel: Was, wenn sein Comeback mit dem neuen Album REALITY KILLED THE VIDEO STAR (Produzent: Trevor Hörn, VÖ: 9. 11.) in die Hose geht, weil der Protagonist die Werbetrommel mit triefender Nase und kaltem Schweiß absolvieren muss? Immerhin hat Williams schon mal an seinem Äußeren gearbeitet und ein paar Kilo abgenommen. Mit der selbsterfundenen „Food Ninja“-Diät: „Ich esse nur noch Sachen, die ich nicht mag.“ Wie gut, dass ihm Schokolade, Kuchen und Chips so gut schmecken. Apropos schmecken: Ziemlich der Appetit vergangen ist Umwelt- (d. h. neuerdings: Klima-)schützern angesichts der Energie- und Co2-Bilanz des jüngsten Stadionfeldzugs von U2 (wir schätzen: circa eine Million Woodstock-Festivals; ein nordirischer Journalist errechnete, mit dem gleichen Aufwand hätte der komplette Shozirkus auf den Mars und zurück geflogen werden können, und merkte süffisant an, der Schaden wäre nur halb so schlimm, wenn man den Rückflug wegließe). Die Band verteidigte sich, die Vorwürfe seien unfair, schließlich hinterlasse „jeder, derauf Tour geht, einen CO2-Fußabdruck“. Weniger schlagzeilenträchtig war die Meldung, dass die Zimmerpreise in dem zum U2-Konzern gehörenden Dubliner Hotel während deren Gastspiel in der Stadt um gut 60 Prozent erhöht wurden. Dafür hatte Drummer Larry Müllen bei der Ankunft in Dublin Grund zur Klage. Weil er am Flughafen nicht wie sonst durchgewinkt wurde, sondern seinen Pass zeigen musste, stellte er fest: “ Reiche Menschen stoßen in Irland neuerdings auf Ablehnung. Die Wohlhabenden werden gedemütigt.“ Dem wollen wir nicht Vorschub leisten, daher sei mal wieder darauf hingewiesen, was wichtig ist: Liebe und Frieden!