Nina Hagen


Nina macht sich rar. In ihrer Wahlheimat Ibiza probt sie derzeit mit neuer Gruppe, um im Frühjahr auf US-Tournee zu gehen. Vorerst nur in Amerika sollen auch ihre kommenden Platten erscheinen: der Monkees-Hit „l’m A Believer“ als Single sowie eine LP, die Brian Eno produzieren soll. In Deutschland wird’s möglicherweise ruhiger um sie werden: Angesichts ihrer kosmischen Eskapaden warf Ninas deutsche Plattenfirma unlängst das Handtuch. Bei einem Kurzbesuch in München erwischten wir Weltbürger Nina, um mit unserer Blind Date-Cassette ihren musikalischen Geschmack zu testen.

Stevie Wonder: „You Will Know“

„Ist bestimmt was Neues von Lionel Ritchie? Aah, Stevie Wonder!… jetzt kommt der Refrain. Seine Lieder haben immer irgendwie ’ne Message und so: troubles and Solutions and problems… Die Lyrics sind immer ganz vorwärtsweisend … in den Himmel gucken für die Antwort.

Für den Text kriegt er ’ne eins und für die Musik eine fünf… (überlegt und lacht)… sagen wir mal eine vier.“

Terence Trent D’Arby: „Under My Thumb“

„Ist ja ein guter Remake, würd ich sagen. Ist bestimmt ein Schwarzer, der das singt. Terence Trent D’Arby? Aaah, ja, gut. Remakes are okay. Well, das macht Spaß, weil er so schön rumbrüllt. Ansonsten ist man ja immer sehr mäkrig mit Remakes und so. Ist okay, super, weil das Lied halt so’n Spaß macht, you know.“

Woodentops: „Maybe It Won’t Last“

„Das sind Teenage-Heartbreaker, die kleine Mädchen anmachen. Wahrscheinlich ’ne englische Produktion. Woodentops? Techno-Pop. Allright.“

Screaming Blue Messiahs: „Big Brother Muscle“

„Ah, Billy Idol oder wat? Englisch? Jesus And The Mary Chain!? Sehr spirituelle Texte, für eine glückliche Jugend der Gegenwart. Gute Texte, you know, höhere Bewußtseinsebenen. Find ick gut, so ’ne Musik, hör ick ganz gerne, junge Menschen, die so ihre… good vibrations in music. Und der Name der Band verspricht ja auch vieles, vou know…“

Twins: „Hold On To Your Dreams“

„Ohh … das ist ja deutscher Schlager in englisch. Ist bestimmt ’ne deutsche Produktion. Furchtbar, das hört man ja gleich. Also, der Synthesizer ist besonders störend. Mach mal Schluß, das ist ja irgendwie furchtbar, das ist beleidigende Musik, you know. Schlecht für die Aura, schlecht für die Seele. Ich habe nichts gegen die Seelen dieser Menschen, aber hier das Lied ist schreckliche Scheiße.“

Black Uhuru: „Positive“

(Nina hört zufrieden zu und lacht) „Very positive! It’s great! Reggae, hat mal so ’ne deutsche Zeitschrift behauptet, ist tot. Ähh… diese Leute waren wohl noch nie in Jamaika. Sonst schrieben die nicht so ’n Quatsch. Ist super. Reggae sollte doch öfters, you know, gespielt werden in den deutschen Wohnzimmern … that’s very positive.“

Lindenberg: „Ich mache alles mit den Beinen“

(Nach wenigen Takten) „Ist bestimmt Udo Lindenberg. Ich find es toll, wenn Udo sich beschäftigt, positiv, you know und so. Ist okay, weit es eine gute Beschäftigungstherapie ist. Die nächste Platte macht er bestimmt wieder anders. Somit gibt’s eine eins. Doch, doch, gute Beschäftigungstherapie.“ Miriam Makeba: „Ihoyiya“

„Ist das südafrikanisch? Yeah, das ist südafrikanisch! Ist das eine LP? Ist prima. Man sollte wirklich die Musiker in Südafrika total unterstützen. Das ist ja ’ne Kultur, die da total unterdrückt wird, und damit sollten wir uns schon beschäftigen, weil das positiv ist. So ein Lied ist gut zum Shakra öffnen, so rumsingen und so, sehr gesund.“

Yes: „Rhythm Of Love“

„Kommt da auch noch Gesang? Ist wahrscheinlich die Disco-Version? Find ich immer blöd, daß ’se bei den Disco-Versionen den Gesang so spät einsetzen. Man weiß dann gar nicht what, you know… und überhaupt.

Amerikanisch, wa? Phil Collins-Ecke, oder wat? Wie heißen die nochmal?… Yes! Für mich ist diese Musik nichtssagend, so kalt, so arrangiert, nicht spontan oder so. A little bit alt.“

Der wahre Heino: „Den Deutschen ein Lied“

„Ohhh. Die Toten Hosen? Ja, Ja, Heino, ne?! Ist sehr schön, traut sich endlich mal einer, die Wahrheit zu sagen. So ein blödes Lied! Ich hasse auch Flaggen. Diese ganze Fahnengeschichte und Fahnenappell hab ich ja nun 21 Jahre mitmachen müssen … in jedem Ferienlager: Fahnenappell! Morgens in der Aula: Fahnenappell! Damals hatten wir zwar ’ne andere Nationalhymne, aber die war genauso beschissen.

Prima Lied -— find ich schön. Ist gut so morgens, you know, auf der Toilette. Gute Toilettenmusik! Brian Eno hat ja die Musik für Airports und Elevators gemacht, und Heino macht jetzt Musik für Toiletten. Prima, ist sehr modern. Ich bin begeistert.“