No blood on the tracks


Ben Folds hat sich scheiden lassen. Aber er weigert sich, öffentlich darunter zu leiden.

Greg Mottolas ausgezeichneten Hirni-Film „Superbad“ hat Ben Folds sich zwar gerade erst ausgeliehen, aber noch nicht geguckt. Deshalb haben wir ihm auch nicht verraten, dass die Idee des Filmhelden Fogell, sich auf seinem gefälschten Ausweis „Mc Lovin“ zu nennen, fast so gut war wie die des einstigen Ben-Folds-Five-Schlagzeugers Darren Jessee, der in seiner High-School-Zeit das Pseudonym Reinhold Messner benutzte, um in Bars reinzukommen. Der Insider-Witz führte später zum Titel des besten Album der Five, THE UNAUTHORIZED BIOGRAPHY OF REINHOLD MESSNER-Wobei Folds den Bergsteiger überhaupt nicht kannte und zwecks Klärung der Namensrechte erst einmal mit ihm telefonieren musste, damals, 1999.

Auch der Titel der aktuellen Folds-Platte scheint spielerisch angelegt: Fügt man dem „to“ in way to normal ein zweites „o“ hinzu, erhält man das, was dem Familienmenschen Folds von Außenstehenden gern nachgesagt wird: Viel zu normal sei er, viel zu skandalfrei für einen so außergewöhnlichen Songschreiber. Denn auch wenn man way to normal als große Trennungs- und Scheidungsplatte, als Folds‘ persönliches blood on the Tracks identifizieren mag – ein halbes Jahr nach Auflösung der achtjährigen Ehe mit der Australierin Frally Hynes im April 2007 war der Künstler auch schon wieder neu verheiratet. Über beides spricht er nicht gern, dafür umso lieber über den neuen Song „Kylie From Connecticut“: „Ich hatte die Musik, aber keinen Text dafür. Ich fragte mich, was mein Freund Nick Hornby wohl zu der Melodie sagen würde und schickte ihm den Song, über den ich einfach la-la-la-la-la drübergesungen hatte, Hornby schickte einen Text zurück, der mir zwar gefiel, aber irgendwie nicht zwingend genug war. Ich sagte ihm:, Nick, nimm den Refrain und mach irgendwas mit ,Kylie is calling from Connecticut‘ oder so draus. Als ich das gesagt hatte, hatte ich plötzlich die ganze Geschichte. Hornby hat also kein einziges Wort für diesen Song geschrieben, aber er arbeitet jetzt an neuen Texten: Im Dezember wollen wir in Dublin gemeinsam etwas aufnehmen.“

Eine andere Bekanntschaft ist Dresden-Dolls-Sängerin Amanda Palmer, die Folds zufällig in Brisbane traf, wo er mit einem Orchester auftrat: „Ich überließ ihr mein Studio in Nashville, da ich eine Zeit lang sowieso noch unterwegs war, und half ihr bei dem einen oder anderen Lied aus. Durch sie lernte ich auch Regina Spektor kennen, die jetzt auf meinem neuen Stück ,You Don’t Know Me‘ mitsingt.“ Das Schöne an Folds-Platten ist neben ihrem aufrichtigen Sentiment immer noch die Verbindung, die sie zu anderen Künstlern herstellen, die einen seit Jahren begleiten: Hörte man damals in „The Ascent Of Stan“ von rockin‘ the suburbs die Nähe zu Billy Joels schwelgerischem „Falling Of The Rain“, spielt Folds heute in „Errant Dog“ das Piano aus Spoons „Someone Something“. Und wie das manchmal so ist: Von beiden Songs hat Ben Folds noch nie etwas gehört.

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