Achtung, Boulevard!


Worüber soll man mit Kylie reden? Übers neue Album? Eventuell. Über ihre Krebserkrankung? Vielleicht. Einfach mal fragen, ob sie sich wirklich den Hintern hat richten lassen? Irgendwie finden wir alles spannend! Deshalb: Das Alphabet der Kylie Minogue.

A [phrodite]

Kylie Minogue: Die Göttin der Liebe, die Sinnliche, eine tolle Frau. Sie ist außerdem die Namenspatronin meines neuen Albums. Ich mag A.

Sie kennen schon die düsteren Details, die über Aphrodite in den Annalen stehen? Dass sie ständig ihren Mann hinterging – mit anderen Göttern, sogar mit Nicht-Göttern.

Ja, davon habe ich gehört. Aber das war sie. Ich verspreche, mich zu benehmen.

Aphrodites Eitelkeit war mit Schuld, dass 40 Jahre lang der Trojanische Krieg geführt wurde …

Also wirklich, Aphrodite! Das hätte man mir auch mal sagen können.

B [ollywood]

Absoluter Irrsinn. Als man mich fragte, in „Blue“ zu singen, musste ich einfach zusagen. Zumal A. R. Rahman ein echtes Genie ist, man nennt ihn den „Mozart von Madras“. Der Regisseur fragte, ob ich in London oder Mumbai drehen wolle – meine Antwort: Natürlich in Mumbai, darum geht es doch. Einmal echtes Chaos erleben. Zumal ich noch nie zuvor in Indien war. Eine unfassbare Erfahrung.

Der Film soll „Indiens erstes Unterwasser-Action-Movie“ sein. Was genau muss man sich darunter vorstellen? Mussten Sie schnorcheln und singen zugleich?

Um Gottes Willen, nein. Ich musste ja schon „Jiggy Wiggy“ singen, das hat gereicht. Aber ansonsten ist der Film genau das: Ein Film unter Wasser.

C [omeback]

Don’t call it a comeback!

Okay, dann eben nicht. Aber hätten Sie jemals gedacht, dass Ihre Karriere im Popgeschäft so lange anhält?

Nein, niemals.

Planen Sie weit im Voraus?

Auch nicht. Ich bin außerdem wirklich schlecht darin, Vorhersagen zu treffen. Als ich mit der Schule fertig war und ernsthaft vorhatte, es als Schauspielerin zu versuchen, meldete ich mich erst einmal arbeitslos. Und als sich dann irgendwann die Gelegenheit ergab, zu singen, habe ich es einfach gemacht.

Singen hat Sie also vor der Schauspielerei bewahrt.

Das ist frech, nein, hat es nicht.

D [ating]

Dating?

Ja, Dating. Wenn man den Boulevardblättern glauben kann, teilen Sie Ihr Leben gerade mit einem fast 20 Jahre jüngeren Mann.

Und ich bin glücklich.

Der Altersunterschied …

… ist total egal. Ganz im Ernst: Der Altersunterschied berührt uns überhaupt nicht.

Aha.

Okay, wir sollten vielleicht nicht über seinen Musikgeschmack reden. Dann müssten wir das Interview auf der Stelle abbrechen.

Reden wir lieber über One-Night-Stands. In einem Ihrer neuen Songs singen Sie von der Magie des Moments, davon, dass man sich treiben lassen soll.

One-Night-Stands haben eine Berechtigung, durchaus. Finden Sie nicht?

Und Online-Dating?

Ich kenne etliche Leute, denen es hilft.

Sie haben es nie ausprobiert?

Nein, ich wüsste auch nicht, was in meinem Profil stehen sollte.

Vielleicht: Ich bin es wirklich, Kylie Minogue.

Haha. Sehr witzig.

E [rwartungen]

Was sollte mir jetzt einfallen?

Vielleicht etwas über Ihr neues Album?

Ich freue mich auf die nächsten Monate, auf das Album, die Shows. Ich fühle, das uns mit diesem Album etwas ganz besonderes gelungen ist. So hat sich noch kein Album zuvor angefühlt.

Und was erwarten Sie von der Liebe?

Sind Erwartungen in Liebesfragen nicht zweischneidig? Es ist gut, welche zu haben. Menschen brauchen Erwartungen. Andererseits können sie auch viel kaputt machen. Man muss die Balance finden.

F [eminismus]

Ja?

Gefallen Sie sich in der Rolle des Sex-Symbols?

Ich würde jedenfalls einige Videos, die heute zu sehen sind, ablehnen. Vieles geht mir zu weit, manche Kameraperspektiven, direkt in den Schritt, sind nicht mehr ladylike.

Sie waren früher auch nicht gerade schüchtern.

Das stimmt. Dennoch gibt es für mich klare Grenzen, was geht und was nicht geht.

Aber die junge Dame, deren Namen Sie offensichtlich nicht nennen wollen, will in ihrem neunminütigen Video eben neue Grenzen austesten.

Ja, aber für mich geht das einen Schritt zu weit. Ich hätte das nicht gemacht.

Zu viel Fleisch, zu wenig Geschmack?

In beiden Fällen: Ja.

G [aga]

Ich bin jetzt auch Gaga, zumindest behaupten das die Kritiker.

Waren Sie das nicht schon immer: Kirmespop und Schwulenikone?

Das dachte ich eigentlich auch. Und es macht mich wirklich wütend, wenn irgendwelche Deppen jetzt schreiben, ich mache auf Lady Gaga. Aber damit muss ich wohl leben. Zumal ich sie wirklich gut finde.

Wie kommt es eigentlich, dass Pop derzeit nur von Frauen dominiert wird: Gaga, Kylie, M.I.A., Beyoncé, Rihanna – wo sind all die Männer hin?

Die sind zuhause und kochen Tee für uns.

H [elden]

Oh, Gott.

Gott? Wir sollten mehr auf Gott hören?

Auf Jane Fonda.

I [Internet]

Verfolgen Sie genau, was in Blogs und Foren über Sie geschrieben wird?

Immer. Ständig. Ich kann gar nicht anders.

Und was war das Schlimmste, was Sie dort über sich gefunden haben?

Wo soll ich anfangen? Im Netz steht viel, zuviel, um es hier auszubreiten. Was ist Ihr Lieblingsgerücht?

Dass Sie einen „Bum Lift“ haben machen lassen, eine Hintern-Korrektur.

Ja, das ist gut. Ich wusste vorher gar nicht, das so etwas geht. Angeblich setzen die Ärzte ein Implantat ein …

Und?

NEIN!

J [ason Donovan]

Jason Donovan! Ein Gruß aus der Vergangenheit.

Immerhin haben Sie ihn geheiratet.

Ja, wir haben geheiratet. Ich in einem wunderschönen Kleid aus dem Jahre 1987…

… das bei Ihnen zuhause im Schrank noch immer einen Ehrenplatz besitzt.

Sehr witzig. Nein, es war ja nur geliehen. Aber wenn Sie es wirklich wissen wollen: Jason erinnert mich daran, wie ich mit meinem kleinen Datsun jeden Tag ans Set gefahren bin, an die Abende, an denen ich Zeile um Zeile auswendig lernte. Ich war so froh, einen Job zu haben. Es war toll.

Zurück zu dem Hochzeitskleid …

Sie werden darauf keine Antwort bekommen.

Und was ist dran an den Gerüchten, dass Sie und Ihre Schwester eine Doppelhochzeit planen?

Wie Sie schon richtig sagen, alles nur ein Gerücht.

K [ylie]

In Ihrer Biografie schreiben Sie: „Es gibt Sexy-Kylie, Dance-Kylie, Indie-Kylie – und alle kämpfen um die Vorherrschaft.“ Welche Kylie sitzt heute hier?

Das ist die schwerste Frage, die ich heute gestellt bekommen habe. Vielleicht Relax-Kylie? Wissen Sie was: Suchen Sie sich eine aus.

Stimmt es, dass der Name Kylie in der Sprache der Aboriginies Bumerang bedeutet?

So ist es. Und es gefällt mir.

L [a La La]

Ein großartiger Refrain.

Und dennoch singen ganz viele Menschen „Na Na Na“. Und ich verstehe nicht, wieso.

War der Refrain „La La La“ Ihre eigene Idee?

Nein.

M [emento Mori]

Mein Motto! Ich habe mit dem Komitee in meinem Kopf eine Abmachung getroffen: Genieße jeden Tag, jeden Moment. Lebe im Jetzt. Die Uhr tickt. Wir sind nicht unsterblich. Man sollte nie glauben, dass etwas für immer da ist.

N [atur]

Vor einigen Wochen ereignete sich vor der Küste Australiens eine furchtbare Katastrophe: Ein chinesischer Öl-Tanker ging auf Grund und verseuchte das Great Barrier Reef.

Es ist so traurig: Ich bin selbst ein paar Mal dort getaucht, durfte das Weltwunder sehen, als alles in Ordnung war. Wie kann so etwas passieren?

O [peration]

Anfang 2005 erfuhren Sie, dass Sie Brustkrebs haben. Eine besonders schlimme Nachricht für jemanden, der so körperbetont auftritt wie Sie.

Die Krankheit ist für alle Frauen gleich schlimm! Jede Frau, die so etwas durchmacht, stößt an ihre Grenzen. Die Krankheit steckt so tief in einem drin, im Körper, in der Weiblichkeit. Mein Körpergefühl ist seither ein anderes, zwangsläufig. Ich musste mir mein Selbstbewusstsein wieder hart erarbeiten. Wenn ich heute zurückschaue, verstehe ich nicht, wie ich die „Homecoming“-Tour durchstehen konnte.

Sie gehen aber regelmäßig zu den Routineuntersuchungen?

Natürlich.

P [lastic Surgery]

Es gibt so viele Mittel und Wege heute, man braucht kein Skalpell mehr. Als Frau in diesem Geschäft weiß ich jedoch, was man von mir erwartet. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin kein Maniac, alles im rechten Maß.

Also wirklich kein „Bum Lift“, kein Implantat?

Nein! Kein „Bum Lift“!

Q [ueer]

Frau Minogue, wie wird man eigentlich eine Schwulen-Ikone?

Die Schwulen haben mich einfach adoptiert. Das war nicht meine Entscheidung. Und es ist großartig.

Stimmt es, dass Sie in den späten Achtzigern in eine Schwulen-Bar in Sydney gegangen sind, als dort eine Kylie-Show lief?

Die gab es tatsächlich und sie soll toll gewesen sein. Leider konnte ich die Show nie mit eigenen Augen sehen. Die Türsteher hätten mich nie reingelassen. Außerdem hatte mein Manager mir verboten, dort allein hinzugehen.

R [obbie Williams]

Ein großes deutsches Nachrichtenmagazin aus Hamburg verkündete einst auf seiner Internetseite, dass Robbie Williams Weihnachten bei Ihnen feiern würde, weil Sie Mitleid mit ihm hätten. Mit dem armen Robbie, ganz allein in seinem Hotelzimmer in Australien an Weihnachten …

Wieder ein Gerücht. Aber ich würde ihn natürlich einladen, wenn er mich anruft und fragt.

Können Sie gut allein sein?

Offen gestanden: Sehr gut. Aber ich werde dann leicht neurotisch.

S [ternenstaub]

Lovin‘ it! Bitte sagen Sie jetzt nichts!

T [he Girl Next Door]

Steckt immer noch in mir drin, sie ist immer noch da. Sie weiß heute allerdings mehr über die Welt. Außerdem: Selbst Kylie Minogue hat Nachbarn.

U [United Kingdom]

Die Queen überreichte Ihnen einen Orden, den OBE, für Ihre Dienste an der Musik. Bekommen Sie wenigstens freien Eintritt im Museum?

Ohh, das weiß ich gar nicht. Ich sollte dringend mal nachfragen: Elizabeth, Liz, welche Vorteile verschafft mir das Ding?

Glauben Sie an das englische Klassensystem?

Glauben ist vielleicht ein wenig zu hoch angesetzt.

Schließlich sind Sie ja Australierin …

… ganz genau!

… die von der Pop-Nation England adoptiert wurde. Die Briten haben Sie erst vor wenigen Wochen zur „most powerful British celebrity“ gewählt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ich ans Klassensystem glauben muss.

V [anity]

Keine Frage: Ich bin eitel.

Das war doch gar nicht die Frage: Gefällt Ihnen das „Vanity Fair“-Titelbild, auf dem Ihr Freund, das spanische Model Andrés Velencoso, ziemlich nackt posiert?

Ich gebe zu: Er sieht heiß aus. Und ja, ich mag es. Allerdings bat ich ihn, all seine Narben auf dem Foto zu lassen, jetzt sind alle weg.

Stört es Sie, wenn andere Frauen Ihr Arm-Candy anschmachten? Bekommt er Fanpost?

Das weiß ich gar nicht. Eine gute Frage! Mir zeigt er sie jedenfalls nicht.

W [here The Wild Roses Grow]

Legendär. Nick Cave. Ich liebe den Song, ich liebe Nick, was für ein Genie, was für ein Gentleman!

Im Video sehen Sie aus wie Ophelia.

Die Wasserleiche! Eine wunderschöne Rolle.

Kann man behaupten, Nick Cave habe aus dem singenden Soap-Sternchen mit diesem Lied die Pop-Prinzessin geschaffen?

Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Und vielleicht haben Sie Recht: Die Menschen lieben Nick Cave, sie vertrauen ihm, seinem künstlerischen In-stinkt. Er gab mir den Ritterschlag.

X [Album X]

Ihr letztes Album war das erste, mit dem Sie in Amerika aufgetreten sind. Wieso haben Sie über 20 Jahre gewartet, bis Sie es wagten, in Amerika auf die Bühne zu gehen?

Meine Shows sind so groß und so teuer, dass es sich nie lohnte, für die verhältnismäßig wenigen Kylie-Fans in Amerika zu spielen. Ich habe es dennoch gemacht: Und es hat sich vollkommen gelohnt.

Warum ist Amerika ein so hohes Ziel für nicht-amerikanische Künstler? Reicht es nicht, in Europa, Asien, Südamerika und Australien ein Superstar zu sein?

Es ging mir ja nicht darum, das Land zu erobern. Es ging mir darum, die treuen Fans dort zu belohnen nach all den Jahren.

Y [outh]

Was würde die 16-jährige Kylie Minogue wohl über die Person sagen, die sie heute ist?

Sie würde sagen: Deshalb habe ich Nacht für Nacht über meinem Mono-Kasettenrekorder gekniet und versucht, die Charts aufzunehmen.

Spielt Alter eine Rolle für Sie?

Natürlich. Auch wenn ich mein Alter nicht wirklich spüre oder darüber nachdenke.

Haben Sie sich jemals jünger gemacht, als Sie sind?

Das ist unmöglich. Die Leute wissen zu viel über mich. Es steht doch überall, wie alt ich bin.

Z [eus]

Zeus? Was ist mit ihm?

Er ist Ihr Vater, Aphrodites Vater. Ist er ein guter Gott? Könnte er den Griechen helfen, die Schulden in den Griff zu kriegen?

Um Himmels Willen! Wir können doch nicht mit so einer schwierigen Frage aufhören.

Okay, gefällt Ihnen Z wie Zen?

Viel besser: Zen wie Buddhismus, Buddhismus wie Dalai Lama. Hatte ich erwähnt, dass ich dem Dalai Lama auf Twitter folge?

www.kylie.de