Oasis: Dig Out Your Soul


Nach langen fruchtlosen Jahren konnten Oasis 2008 die Mehrheit ihrer Kritiker mit dem neuen Album DIG OUT YOUR SOUL wieder auf ihre Seite ziehen. Auch ME-Leser Christian Frei findet: Die Platte ist ein Rundum-glücklich- Paket.

Wenden wir uns der neuen Oasis-Platte zu und halten fest, dass die Oasis-Gemeinde lange und fruchtlose Jahre unter unterdurchschnittlichen Songs und gähnender Langeweile zu leiden hatte. Der geneigte Fan schritt durch eine kahle Song- Wüste und dürstete nach einer Erfrischung. Von einer Oase war meist keine Spur. Auch der erhoffte Langzeiteffekt setzte nicht ein. Im Gegenteil. Man wurde allerhöchstens geblendet von großen Namen, und anfängliche Euphorie erwies sich nur als Hitzeschock und verschwand so plötzlich wie eine Fata-Morgana. Die letzten Alben klangen so farblos wie ihre Cover-Artworks. Selbiges ist bei DIG OUT YOUR SOUL sehr bunt geraten und so macht man sich von Anfang an Hoffnungen auf die längst überfällige Trendwende im Hause Gallagher.Nicht unberechtigt, denn wie sich herausstellen sollte, kann man diese Platte wieder mögen. Gleich zu Beginn hören wir meter- dicke Gitarrenwände und einen charakterfesten Liam Gallagher. Das Selbstbewusstsein der Band hört man jeder Note von „Bag It Up“ und „The Turning“ an.Klangen die Kompositionen zuletzt oft ungelenk, so schafft es diesmal sogar der kleine Bruder, Liam mit „I’m Outta Time“ einen veritablen Oasis-Klassiker aus dem Ärmel zu schütteln. Ein durchaus starker Song, man hat es fast nicht mehr zu hoffen gewagt. Ja, man ist ja bei Oasis inzwischen etwas voreinge- nommen, deswegen streichen Sie einfach das „durchaus“ des letzten Satzes und genießen diese zu Herzen gehende Lennon- Hommage inklusive eingebautem O-Ton des Meisters.Starkes Material gab es auf jeder Oasis-Platte. Man denke nur mal an „Lyla“, „The Hindu Times“ oder „Stop Crying Your Heart Out“. Aber diesmal stimmt der Flow auf Albumlänge wieder. Man ertappt sich dabei, wie man die Songs vor sich hinsummt. „The Shock Of The Lightening“ funktioniert im Album-Kontext noch besser wie als Single-Auskopplung. Und „Falling Down“ ist eine von Noels unvermeidbaren Hymnen und unausweichlich eine der nächsten Singles.Alles in allem ein Rundum-glücklich-Paket. Ob sie damit eine neue Hörerschaft gewinnen, bleibt abzuwarten. Wünschen würde man es Ihnen mit diesem Material.

Christian Frei – 01.12.2008