Pearl Jam


ES IST EINER DIESER VIEL ZITIERTEN MACISCHEN Aßschlussabende eines langen Festivaltages. Einer dieser Momente, in denen einem wieder klar wird, warum man unglaubliche Summen dafür zahlt, tagelang auf Campingplätzen zu hausen, deren Beschaffenheit dieser Bezeichnung nicht mal annähernd gerecht werden und uic undUTMumcn uno 111 unglaublicher Lautstärke von klassisch übermotivierten Zeitgenossen mit DJ Ötzis elendem „Anton aus Tirol“ beschallt werden. Pearl Jam treten auf die Bühne und die geschätzten 40.000 davor versammelten Menschen wissen plötzlich, warum sie all diese Strapazen auf sich nehmen. Und das, obwohl „bometimes nur ein kleiner Vorgeschmack aut das ist, was Eddie Vedder und seine Mitstreiter am heutigen Tage zu bieten haben. Ein verhaltener Auftakt, ein erstes gegenseitiges Beschnuppern vielleicht, mehr nicht. Denr eine halbe Stunde später ist die Situation bereits eine völlig andere: Mike McCready, mittlerweile äußerlich eher einem Rockveteranen in seinen mittleren Fünfzigern ähnelnd, als einem Mann in seinen besten Jahren, springt bei „Given To Fly“ über die Bühne wie von der Tarantel gestochen, ganz so, als gelte es die klebrige Bitterkeit, mit der diese Band in den letzten Jahren untrennbar verbunden zu sein schien, aus jeder Pore seines Körpers auszuschwitzen. Diese Spielfreude der Band strahlt selbst in den letzten Winkel des gigantischen Freiluftgeländes und dürfte in dieser Ausprägung wohl selbst die Anhänger des Grunge-Urgesteins überra sehen. Genau wie die Auswahl der Stücke, die sich zu einem erstaunlich großen Teil auf Material aus den Anfangstagen der Band bezieht: „Black“, „Once“, „Even Flow“ und sogar „Alive“ sind auf einmal soselbstver ständlich in Pearl Jams Live Programm, als habe es die radikale Abwendung von dem Material des Erfolgs-Debüts „Ten“ nie gegeben. Beinahe so, als wolle der Wettergott der Besonderheit dieses Abends Rechnung tragen, eibt es am mittlerweile tiefschwarzen Nachthimmel sogar die passende Kulisse für das energische Bühnenspektakel zu bewundern- Ein in der Ferne vorbeiziehendes Gewitter lässt im Minutenabstand gigantische Blitze über den Horizont zucken, was Eddie Vedder zwischen zwei Songs zu einer ehrfürchtigen Pause animiert. Als die Menge schließlich ihre Forderung nach einer Zugabe durch lautstarke „Alive“-Gesänge unterstreicht und später, nach etwas mehr als zwei Stunden, nach Neil Youngs „Fuckin‘ Up“ dann „Yellow Ledbetter“ den endgültigen Abschluss bildet, sind keine Fragen mehr offen. Ein denkwürdiger Abend.