Pere Ubu/ Palais Schaumburg – Hamburg, Markthalle Hannover, Rotation


Pere Ubu sind einen langen Weg gegangen. Seit fünf Jahren ist die Gruppe aktiv, vier Alben und diverse Singles gehen auf ihr Konto, viele namhafte neue Gruppen zitieren Pere Ubu als wichtigen Einfluß und selbst die englische Chrysalis begann sich bereits früh für Ubu zu interessieren, was damals angesichts der gängigen Musik standarts schon recht verwunderlich anmutete. Mittlerweile sind Ubu bei Rough Trade, was wohl die für die Band optimale Lösung darstellt. Pere Ubu sind aber auch lange fortgewesen. Über ein Jahr lang nach der Lösung von Chrysalis und personellen Problemen war die Gruppe untergetaucht und dies mag wohl auch der Grund gewesen sein (wenn es nicht das miese deutsche Februarwetter war), der Pere Ubu auf beiden Konzerten nur mäßige Besucherzahlen präsentierte. Angesichts der öden deutschen Konzertprogramme eine wahre Schande.

Begleiter auf ihrer einwöchigen Deutschlandtour war die Hamburger Gruppe Palais Schaumburg um den Ex-Geisterfahrer-Gitarristen Holger Hiller. Das Quartett (mit Thomas Fehlmann am Synthi, Frank S. von Abwärts am Schlagzeug sowie dem Bassisten der Zimmermänner) gehört mit Sicherheit zu den besseren neuen deutschen Bands, denn obwohl sie erst seit einem halben Jahr in lockerer Formation zusammen sind, haben sie bereits einen völlig eigenen Stil entwickelt, der sogar auch noch entwicklungsfähig scheint und auf oberflächliche Gags verzichtet: Lockere Tanzmusik, aber durchaus nicht eindimensional. Ein gelungenes Tour-Debüt von Schaumburg, deren erste Single auch vor kurzem erschienen ist (auf Zick Zack). Ihr sehr auf Diskant abgestimmter Sound kam zwar live etwas verwischt aus den Boxen, aber zumindest die Markthalle kennt man ja schon für ihre miese Akustik.

Dann Pere Ubu: Denkt man an ihre erste Deutschlandtournee im Frühjahr ’78 zurück, wo die Gruppe ihr Publikum durch ihre enorme Power und Suggestionskraft in ihren Bann schlug, so erschien sie diesmal eher routiniert und locker. Eine richtige Gruppe, wie jemand bemerkte. Die Riffs des neuen Gitarristen Mayo Thompson klangen im Vergleich zu denen seines Vorgängers Tom Herman, fast folkloristisch, Ubus Klangbild war durchsichtig wie selten zuvor, Thompson streute das eine oder andere Ska-Thema ein, Sänger David Thomas (hinter der Bühne die Lustlosigkeit in Person) beherrschte die Bühne in gewohter Manier – er allein kann ein Publikum schon fesseln.

Wer nun das Gefühl gehabt hatte, daß Pere Ubu während ihres gesamten Sets nie richtig losgelegt hätten (besonders in Hamburg schien mir das merkbar), der sah sich dann bei den Zugaben bestätigt: Hier zeigte sich die Gruppe in voller Stärke, David Thomas‘ mimische Einlagen trieben und formten die an- und abschwellenden Klänge („Here’s a sad, sad story, folks!“), und man konnte nach diesem abschließenden Höhepunkt dann auch befriedigt abwandern.