Pete Townshend: Pete Townshend live in Concert


London, Sadler's Wells Theatre.

Peter Hope-Evans. Welch ein Star! Alle 20 Minuten darf er auf die Bühne. Dann schlängelt sich der gnomenhafte Mann im Billiganzug an die Seite des erhaben in die Saiten greifenden Pete Townshend,fingert aus einer Jacketttasche eine Mundharmonika oder eine Maultrommel und spielt mit diesen vorsynthflutlichen Instrumenten in den knapp 42 Sekunden, die ihm jeweils zugestanden werden, immer wieder alles an die Wand. Ein Naturereignis, der Mann! Wer ist das? Kurzes Intermezzo vom und für Hobby-Archäologen: Peter Hope-Evans war einst Mitglied einer Band namens Medicine Head und spielte später in den Live-Bands von Pete Townshend. Letzterer gehört ja zu den faszinierendsten und humorigsten Köpfen der britischen Rockszene. Wenn er mit seinen Theorien loslegt, möchte man ihn sofort auf den Mund küssen. Warum nur hält der passionierte Zertrümmerer von vorgestrigen Gitarren daran fest, dass seine vor-vorgestrigen Ideen noch immer toll sind? „Lifehouse“ war um 1970 nach „Tommy“ ein weiteres Konzept für eine Rockoper. Songs daraus fanden Eingang ins Who-Repertoire („Baba O’Reilly‘, „Join Together“), das Projekt selbst blieb liegen. 30 Jahre später findet Townshend das Konzept immer noch supi, und jetzt hat er es endlich geschafft, Story und Musik als Hörspiel zu verwursteln. Und als CD-Set. Und im Konzert. Es ist schwierig, das Nonsens-Konzept über die ewige Frische der Liebe mit Townshends Intellekt in Einklang zu bringen. Dabei ist „Lifehouse“ live noch am besten zu konsumieren. Denn heute Abend erzählt Pete keine „Geschichten“. Er spielt nur Musik. Helfen tun ihm dabei der alte Mitstreiter Rabbit Bundrick und das London Chamber Orchestra. Selbiges versieht „Baba O’Reilly“ mit einem Arrangement a´la Philip Glass. Nett. Warum aber umgibt sich Townshend mit zwei Dutzend hochprofessionellen Klassikern – die dann tatenlos zusehen, wie er in gewohnter Manier auf seine Klampfe haut? Minderwertigkeitskomplex? Trotzdem: der Abend ist ein totaler Triumph. Auf jeden Fall für – Peter Hope-Evans!