Prediger mit Pistole


Clint Eastwood und Western gehören zusammen wie Mick Jagger und die Rolling Stones. Erst in 144 Folgen der TV-Serie „Rawhide“ (deutscher Titel: „Cowboys“), dann als ein Mann ohne Namen – aber mit Zigarillo – in Sergio Leones frühen Italo-Western („Für eine Handvoll Dollar“, 1964), später in von ihm selbst inszenierten US-Westem („Ein Fremder ohne Namen“, 1973): Clint Eastwood, nach mehr als 40 Filmen immer noch US-Kassenstar Nr. 1, hat dem ältesten amerikanischen Filmgenre mehrfach frische Impulse gegeben.

Das ist auch in seinem neuen Film Pale Rider – der namenlose Reiter nicht anders. Unter eigener Regie spielt Clint diesmal einen Prediger, der aber mit dem Colt verdammt gut umzugehen versteht.

Wie schon wiederholt in früheren Filmen, taucht Eastwood als Namenloser aus dem Nichts auf – ein Einzelgänger und Racheengel, der diesmal einer Gruppe hilflos-harmloser Goldschürfer hilft, die von bösen Kapitalisten terrorisiert werden.

Regisseur Eastwood benutzt zwar gängige Muster des Westerns und läßt Schauspieler Eastwood wortkarg wie eh und Jen seine Gegner erledigen; er bringt aber auch neue, moderne Inhalte ein: Umweltzerstörung und eine wilde Ehe sind hier mehr als nur Randthemen, und schließlich will sogar ein junges Mädchen von dem Gottesmann in die Kunst der (körperlichen) Liebe eingewiesen werden. Obendrein wendet sich Eastwood gegen die gängige Fernsehmanier der hell ausgeleuchteten Bilder: Er benutzt hauptsächlich natürliches Licht und läßt somit vieles im Dunkeln.