Procol Harum


DAS WERDE ICH NICHT SO BALD VERGESSEN. Ich drehte an den Knöpfen meines Radios und suchte die Melodie, die mir so sehr gefiel und die mir einfach nicht aus dem Kopf ging. Ganz klar hatte ich die Orgel im Gedächtnis. Und.. na ja, eine Stunde später oder so hatte endlich ein Sender Erbarmen mit mir. Ich drehte ganz voll auf. „A WHITER SHADE OF PALE“ von einer Gruppe, die sich Procol Harum nannte und von der ich noch nie zuvor gehört hatte. War das schön! Procol Harum, so erfuhr ich später, war übrigens ein Sammelname für eine Reihe von Studiomusikern, die dem Pianisten/ Sänger Gary Brooker und dem Songwriter Keith Reid zur Seite standen. Sie trafen sich per Zufall und beschlossen, zusammen „etwas“ zu tun.

Welthit

Mit einem Demo-Band von „A Whiter Shade Of Pale“ gingen sie zu Denny Cordell, dem es ganz gut gefiel. Ein paar Tage später war die Platte fertig. Radio London spielte sie so oft, dass das Publikum gezwungen war, aufzuhorchen. Nach diesem Welthit wollte man Procol Harum sehen. Gary und Keith holten sich den Organisten Matthew Fisher und später den Gitarristen Ray Royer und den Drummer Bobby Harrison. Ray und Bobby wurden jedoch schon bald durch den Schlagzeuger B. J. Wilson, den Gitarristen Robin Trower und den Bassisten David Knights ersetzt. In dieser Besetzung nahm man die erste LP auf. Eine LP, die manch einen überraschte. Sie bekam sehr gute Kritiken.

Homburg

Dennoch wurde dieses I Album ausserhalb Amerikas kaum verkauft. Die immer noch aktuelle LP enthielt u.a. auch den Titel „Conquistator“. Mit „Homburg“ hatte Procol Harum den zweiten Hit. Danach wurde es still um die Gruppe. Rund ein Jahr nach dem Erscheinen Release der ersten LP kam die zweite auf den Markt: „Shine On Brightly“. Mit diesem Album zeigte sich deutlich, dass Procol Harum einen eigenen Platz in der Popwelt erhalten würde. Vor allem die Texte von Keith Reid machten auf sich aufmerksam. Keith: „Die Dinge, über die ich schreibe, sind Wirklichkeit. Das Leben. Dass meine Texte nicht immer sehr fröhlich sind, ist wahr. Aber ich glaube behaupten zu können, dass eigentlich niemand wirklich glücklich ist. Das Leben ist keine glückselige Erfahrung. Sag nicht, dass ich ein Fatalist bin. Nenn mich einen Realisten. Das hörst du in meinen Texten“.

Höhepunkt

InEngland, ihrer Heimat, liess die Aufmerksamkeit des Publikums nach. Die Gruppe ging nach Amerika zurück. Dort und in Kanada fand man immerhin noch einige Anerkennung. Wahrscheinlich verdanken sie dem amerikanischen Publikum die Tatsache, dass sie heute noch zusammen sind. Mit dem dritten Album, „A Salty Dog“, erreichte die Gruppe ihren musikalischen Höhepunkt. Den Titelsong dieser LP kann man ohne zu übertreiben als eine der schönsten Nummern des Popgeschehens bezeichnen. Die Orchester-Arrangements für „A Salty Dog“ wurden von dem klassischorientierten Organisten Matthew Fisher geschrieben. Kurz darauf verliess Matthew die Gruppe wegen Meinungsverschiedenheiten mit Gary und Keith. Man suchte einen Ersatz und fand Chris Copplng, der nicht nur ein guter Organist, sondern dazu noch ein ausgezeichneter Bassist war. Deshalb musste der Bassist Dave Knights aussteigen. In der neuen 4-Mann-Besetzung wurde die LP „Home“ aufgenommen.

Der Tod

Inspiration für diese LP war für Keith I Reid „der Tod“. Wie Komponist Gary Brooker sagt: „Im allgemeinen schreibe ich unabhängig von Keith die Musik und Keith schreibt seine Texte unabhängig von mir. Er sagt nicht, hier sind meine Texte, mach mal Musik dazu er gibt mir seine Texte. Oft habe ich dann eine Melodie, die mit den Texten harmoniert. Ist das nicht der Fall, dann arbeite ich die Musik etwas um. Für „A Salty Dog“ wurde jedoch erst die Musik geschrieben und später der Text“.

„Broken Barricades“ war die letzte LP, an der Gitarrist Robin Trower mitgearbeitet hat. Danach wollte er eine eigene Gruppe gründen. Als neues Mitglied kam Dave Ball hinzu. Gleichzeitig nahm man zur Erleichterung von Chris Copping den Bassisten Alan Cartwright auf.

Chris konzentrierte sich von nun an nur noch auf seine Orgel. Sowohl Dave, als auch Alan kamen aus der Gruppe des Ex-Nice-Drummers Brian Davison. Die ständigen Veränderungen innerhalb der Besetzung hatten ein Ende gefunden. Vor kurzem kam das erste Live-Album von Procol Harum auf den Markt. Die Stücke, zum grösstea Teil sind es alte Kompositionen, wurden in Edmonton/ Kanada aufgenommen. Gary Brooker schrieb die Arrangements für das Edmonton Symphony Orchestra und den aus 24 Leuten bestehenden Chor. Von dieser LP wurde der Track „Conquistador“ als Single ausgekoppelt. Das Resultat? Nach langer Zeit steht Procol Harum endlich wieder einmal in den Charts. Auch das „goldene alte“ „A Whiter Shade Of Pale“ ist wieder ein Superhit. Ist es möglich, dass sich die breite Masse endlich für Procol Harum zu interessieren beginnt? Es wäre zu hoffen …