Rank & File


Kein Jazz, kein Disco, keine Kunst, kein Nichts soll sie davon abhalten, Träger der New Wave zu sein; denn das ist ihr Schicksal.“ Diese pathetischen Zeilen kündigten vor sieben Jahren vier Teenager aus San Diego an, die sich als The Dils mit lauten/schnellen/harten Rock n 1 Roll-Schlägen vorstellten: Rand McNally (Drums), Jeffrey Scott (Gesang) und die Gebrüder Chip (Git.) und Tony Kinman (Baß).

Die Dils wurden in Los Angeles als die einzige amerikanische Punk-Band geachtet (neben Black Randy!), die ihre Drei-Akkord-Attacken mit einem sozial-politischen Klassenbewußtsein spielten. Die Gruppe setzte sich durch ihre Radikalität bewußt von all den anderen New Wave-Bands ab, die sich in Los Angeles und San Francisco in jenen Tagen eher als Kunst-Bewegung verstanden (wie die Weirdos, Screamers).

Nachdem der Sänger Jeffrey die Dils verlassen hatte und John Silvers als neuer Schlagzeuger gekommen war, übernahmen die Kinman-Brüder gemeinsam das Gesangsmikrofon. 1978 siedelte man von LA nach San Francisco über und wieder kam ein neuer Drummer: diesmal Zippy Pinhead von der.

Punkformation D.o.A.

Nach zwei kämpferisch-wütenden Singles („I Hate The Rieh“/ „Class War“) aber werden die Dils trauriger, resignierter; sie nehmen akustische Songs in ihr Repertoire auf, die den Hauch von Country & Western ausstrahlen („Teil Her I Love Her“ und „Sound Of The Rain“ erscheinen später auf dem zweiten Rank And File-Album LONG GONE DEAD). Bei ihren Live-Auftritten präsentiert die Band Interpretationen von Klassikern wie „What Goes On“ (Velvet Underground) und „Only The Lonely“ (Roy Orbinson).

„Sound Of The Rain“/“lt’s Not Worth lt“/“Red Rocker“ sind die Songs, die zwischen Phil Ochs-Depression und Hank Williams-Tragik hängen und das letzte Ton-Dokument der Dils bilden (eine EP, die zunächst von John Cale produziert werden sollte!). Chip und Tony Kinman gehen nach dem Ende der Dils in Klausur und gründen mit dem Gitarristen Alejandro Escovedo die Country-Rock-Gruppe Rank And File (Escovedo hatte mit den Nuns aus Frisco gespielt, und mit Judy Nylon von dem Duo Snatch).

Rank And File ist für die Kinmans keine Veränderung gegenüber dem Punk der Dils: Ihre Texte blieben sozialorientiert, ohne dabei die Emotionen zu vergessen. Als Country-Provokateure singen sie über illegale Fremde in der Stadt („Cayote“) und über seltsame Erscheinungen während einer Zugfahrt („The Conductor Wore Black“); beide Stücke erscheinen auf dem LP-Debüt SUNDOWN (1982).

Elvis Costello, der ja auch mit seinem Album ALMOST BLUE sein Country-Tribut abgab, holte die Band in sein Vorprogramm, und für Escovedo, der seine eigene Band True Believers gründet, kommt nun der Gitarrist Jeff Ross zu Rank And File. Jeff Eyrich, ein ehemaliger Bassist aus Tanya Tuckers Band, produziert das zweite Album LONG GONE DEAD, mit dem sich die Kinman-Brüder endgültig ins Herz der Johnny Cash- und Graham Parsons-Fans gesungen haben.