Reggae


Tote leben länger. Nach dem Exitus von Bob Marley schon abgeschrieben, erlebt Reggae einen zweiten Frühling. Selbst Billig-Sampler wie „Sunshine Reggae“ oder „Reggae Nights“ füllen die neue Marktlücke und verramschen laschen Karibik-Pop als authentischen Reggae. Das eigentliche Reggae-Revival hört auf den Namen „Ragga“. Gehören in den jamaikanischen „Dancehalb“, lebt Ragga — anders als Reggae — von Rap-ähnlichem (und sexuell explizitem) Sprechgesan% und einem elektronischen Beat.

Als Vorläufer des Ragga gilt der Albino Yellowmon — als derzeit erfolgreichster Vertreter Shabba Ranks. Kommerzielle Nutznießer des Jamaika-Booms sind u.a. Dr. Alban, Inner Circle und Leila K., die Ragga-Elemente mit Dance-Pop verschmelzen. 9 Noch ein Pionier, der im Zuge des Reviitals wiederentdeckt wird: Produzent Lee „Scratch“ Perry bastelte bereits in den yoern mit übereinandergelegten Tonspuren und prägte den Terminus „Dub“.

Während Raggas westlichen Lastern frönen, einigt die Reggae-Anhänger der Glaube der Rastajari. Geistiges Oberhaupt ist der äthiopische Ex-Kaiser Haile Selassi, religiöses Symbol der Löwe vonjudäa (o.).

Rock’n’Roller als Reggae-Fans: Jagger & Richards (r. nahmen mit Peter Tosh ein ganzes Album auf {„Bush Doctor“). Auch die Jungen stehen auf Roots: Izzy Stradlin coverte gerade „Pressure Drop“ von Toots & The Maytals. Jamaikanische Einwanderer machten den Reggae auch in England populär: New Wave-Bands wie Police und Clash adaptierten den Reggae, ÜB 40 destillierten ihren ureigenen „Anolo-Reggae“.

Erkannte als erster das kommerzielle Po tential des Reggae Der „Island“-Gründer Chris Blackwell (r. :¿ produzierte ’64 den ersten Reggae-Hit Millies „My Boy Lollipop“.

0 Jamaikas Exportartikel Nr. 1: das Rhythmusgespann Sly & Robbie. Als gefragte Sludiocracks begleiteten sie

auch Rewaeferne Musiker wie Bob Dylan, Mick fawer und Joe Cocker.

Unverzichtbare Reggae-Alben: „Notty Dread“ (Bob Marley & The Wailers), „Red“ (Black Uhuru), „Dreadlock’s Dread“ (Big Youth), „Return Of The Super-Ape“ (Lee ,Scratch‘ Perry), „Forces Of Victory“ (Linton Kwesi Johnson), „Cry Tuff“ (Prince Far I).

Der Name Re^tie wurde von Freddie Hibhert alias Tools geprägt: Mit dem Song „Do The Regyay“ gab er 1968 dem neuen Stil, geboren aus Ska, Bluebeal undRocksteady, erstmals seinen Namen. Das Mekka der Roots-Fans ist heule das „Reggae Sumplash „-Festival, das alljährlich im August in Monie^o Bay stattfindet.

¿ Neben politischen Slogans ein weiteres beliebtes Reggae-Themo: Marihuana, Jamaikas Volksdroge. Unter dein Motto „Legalise It“ wird .Ganja“ oder „Kaja* als Helfer in allen Lebenslagen gepriesen. ¿ Den Kultfilm des Reggae drehte 1972 Regisseur Perry Henlell: Jimmy Cliff mimte in »The Härder They Come“ einen aufstrebenden Musiker, der in die Fänge korrupter Manager gerät. ¿ Reif für das Guinness-Buch der Rekorde: Reggae-DJ Daddy Freddie rappte vor drei Jahren rekordverdächtige S32 Silben pro Minute. ¿ Reif für die Klapsmühle war der 1987 erschossene Peter Tosh: Keith Richards hatte ihm erlaubt, in seinem Haus bei Ocho Rios zu leben. Als Richards sein Eigentum zurückforderte, stellte sich Tosh quer. ,lr faselte davon“, erinnert sich Keith, ,mich mit seinem Maschinengewehr zu erledigen.“

Der Hit aus Rita Marleys Küchenschrank: Ein „Island‘-Mitarbeiter entdeckte dort die Cassette des verschollen geglaubten Mariey-Songs ,lron Lion Zion*. Der 1981 verstorbene Reggae-Guru kam damit im Herbst ’92 noch einmal zu späten Chart-Ehren. ¿ Eine Ehrerbietung der postalischen Art erfährt Marley posthum im heimatlichen Jamaika: Sein Konterfei tiert diverse Sondermarken. ¿ Reggae zum Lesen: .Worte wie Feuer* (Stascha Bader, Verlag Michael Schwinn, 28 Mark) befaßt sich eingehend und überaus kompetent mit ollen Aspekten des Dance Hall-Reggae und Raggamuffin. ¿ Reggae zum Anschauen: Das gerade erschienene Marley-Video ,Time Will Teil‘ (Polygram) ist eine gelungene Retrospektive auf Marleys Musik und Leben. ¿ Sein politisches Engagement wurde ihm fast zum Verhängnis: Einem Attentat entkam Marley 1976 nur mit schweren Verletzungen. Der Triumph folgte vier Jahre später, als Marley die amerikanische Polit-Kontrahenten Manley und Seaga (u.) beim .One Love‘-Festival in Jamaika auf der Bühne einte.