Regina Spektor: keine Angst vor Russland!


Vor 22 Jahren verließ sie ihre Heimat in der Sowjetunion und zog in die USA. Jetzt kehrt Regina Spektor erstmals nach Russland zurück – mit gemischten Gefühlen.

Barack Obama lächelt und klatscht Applaus, dann erhebt sich seine Frau Michelle von ihrem Sitz. Bald gibt das ganze Auditorium Standing Ovations. Der Beifall gilt der sichtlich nervösen Künstlerin hinter dem Konzertflügel, die sich verlegen bedankt und meint, sie hätte vor lauter Aufregung vergessen, wie man Klavier spielt. „Ich habe so viele Fehler gemacht, die mir im ‚wahren‘ Leben nie passieren würden“, erinnert sich Regina Spektor heute an ihren Auftritt im Weißen Haus. „Ich durfte danach noch einmal für Obama spielen. Da lief es auch nicht besser“, sagt sie und lacht.

Spektor hat einen weiten Weg hinter sich, nicht nur in geografischer Hinsicht: Als Neunjährige kam sie mit ihren Eltern aus der Sowjetunion in die USA. Über 20 Jahre später ist aus dem schüchternen jüdischen Mädchen, das davon träumte, Konzertpianistin zu werden, ein gefeierter Popstar geworden, der für das amerikanische Präsidentenpaar spielt. „Wenn ich zurückblicke, wundere ich mich selbst, was alles möglich ist“, staunt sie.

Auch auf ihrer neuen Platte What We Saw From The Cheap Seats schaut die 30-Jährige ein paar Mal zurück: Viele der Stücke haben bereits einige Jahre auf dem Buckel, etwa „Ne Me Quitte Pas“, das schon 2002 auf dem Album Songs erschienen ist. „Ich kann Lieder nicht ruhen lassen, bevor ich die Chance bekommen habe, sie richtig aufzunehmen“, erklärt Spektor. „‚Ne Me Quitte Pas‘ hat sich in meinem Kopf viel größer angehört, als es auf Songs klang, deswegen musste ich es noch einmal machen.“

Wie manch alter Song, hat auch ihre Heimat nie aufgehört, Spektor zu beschäftigen, obwohl sie seit ihrer Kindheit nicht mehr dort gewesen ist. „Ich hatte immer Angst, dass meine Erinnerungen an Russland verschwinden, wenn ich als Erwachsene zurückkehre“, erzählt sie. „Aber diesen Sommer werde ich zum ersten Mal seit 22 Jahren für ein paar Konzerte hinfliegen. Das ist eine große Sache für mich. Ich denke, es wird sich in vielerlei Hinsicht ein Kreis schließen. Ich hoffe es zumindest.“