Beak>

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Invada/Cargo VÖ: 6.07.

Als säße man mit dabei im Studio und lauscht. Krautrock-Jams der Band von Portisheads Geoff Barrow.

Probleme eines Plattensammlers, Teil 594: Wie fragt man in dem Plattenladen seines Vertrauens nach dem neuen Album von Beak>? Beak 2? Double Beak? Hwlgmpf? Vielleicht wäre aber erst mal zu klären, ob man es denn überhaupt kaufen möchte und ob sich das Problem nicht dann von selbst erledigt. Fest steht: Besonders viel Freizeit hat Portishead-Mitglied Geoff Barrow in diesem Jahr noch nicht gehabt, ist >> doch bereits das dritte Album, an dem er 2012 maßgeblich beteiligt war, während die halbe Welt eigentlich nur darauf wartet, dass er zusammen mit Beth Gibbons wieder eine neue Portishead-Platte herausbringt. Der hat Nerven. Nach dem grandiosen HipHop-Projekt Quakers und den Soundscapes, die er gemeinsam mit Komponist Ben Salisbury aufgenommen hat, folgt also erst mal wieder ein Album von Beak>. Und deren Arbeitsweise hat sich in den drei Jahren seit dem Debüt nicht verändert.

Auf den Platten von Beak> wird weiterhin nicht versucht, ein erlebtes Jahr zu dokumentieren, Songs werden nicht on the road geschrieben und sie werden nicht andauernd geändert. Es geht darum, immer wieder bei null anzufangen und so schnell wie möglich auf record zu drücken. Unverfälschte und – Achtung, böses Wort! – handgemachte Musik. Einziger instrumentaler Zuwachs auf der neuen Platte sind übrigens Synthesizer (vor allem ein Gewinn für den Song „Liar“), ansonsten bleibt alles beim Alten.

Die Songs werden improvisiert und sofort aufgenommen, auf Overdubs wird dazu fast komplett verzichtet. Beak> benutzen fast nur Tapes, und selbst der kleinste Geistesblitz bleibt Bestandteil der Songs. Genau wie die Fehler, die sich eingeschlichen haben. Das Trio (neben Barrow noch Billy Fuller und Matt Williams) aus Bristol spinnt sich minimalistische Krautrock-Grooves zusammen, über die Barrow gelegentlich unerkennbare Vocalfetzen murmelt. In diesen Jam-Sessions entsteht ein zeitloser Sound, bei dem sich die Frage gar nicht stellt, wann oder ob ein Song fertig ist. Es geht darum, was passieren kann, wenn sich drei Musiker in einen Raum einsperren lassen, um einfach Musik zu spielen und dem zu folgen, was ihnen als Erstes einfällt.

Manche Ideen wie „Wulfstan II“ gefallen Beak> gleich so gut, dass sie über sieben Minuten ausgewälzt werden. Immer wieder bricht der Song nach langen Passagen der Ruhe aus und bekommt seine eigene Form von Dramatik. „Yatton“ hingegen zeigt sich als „A-nach-B-Song“ , der immer weiter will und rennt und rennt, bis er, ohne dass ihm die Puste ausgeht, irgendwann stoisch über die Ziellinie rennt. Doch nicht immer ist die Repetition so clever verpackt wie auf den beiden „Hits“. Insgesamt ist Abwechslung zwar leider Mangelware, und wie nachhaltig der Genuss ist, bleibt abzuwarten, aber für den Moment funktionieren diese hypnotisierenden, minimalistischen Post-Punk-Skelette wunderbar. Key Tracks: „Wulfstan II“, „Yatton“