Black Sabbath :: Heaven And Hell

Metal: Als Ozzy Osbourne ging, kam Ronnie James Dio und führte Black Sabbath zum Pop

Eine der abstrusesten Geschichten in der an abstrusen Geschichten nicht eben armen Geschichte von Black Sabbath versteht man auch nicht besser, wenn man „The Osbournes“ gesehen hat. Es ist aber so: Als der Hauptdarsteller der Doku-Soap (Ozzy Osbourne) 1979 die Band, mit der er den Heavy Metal erfunden hatte, verlassen musste, weil er dann doch gar zu viele Drogen gegessen hatte, schlug ausgerechnet die Hauptdarstellerin (Sharon Osbourne, damals noch Sharon Arden und Tochter des Sabbath-Managers Don Arden) einen Nachfolger vor. Drei Jahre lang kämpfte Ronnie James Dio mit dem schweren Erbe. In dieser Zeit entstanden HEAVEN AND HELL und MOB RULES. Das erste Album, eines der bestverkauften von Black Sabbath, rettete die Band, auf die nach Osbournes Abgang niemand mehr einen Pfifferling gesetzt hätte. Vor allem aber markiert HEAVEN AND HELL einen dramatischen Stilwechsel. Klar, die Satanisten hatten weiter ihren Spaß, auch wenn die von Alkoholmissbrauch getrübten Erinnerungen der Beteiligten nicht darin übereinstimmen, wer denn die Texte des Albums überhaupt geschrieben hat. Aber wenn Dio den Luzifer mimt, dann klingt das entschieden anders als bei Osbourne, sehr viel melodischer, technisch versierter und eingängiger. Mit HEAVEN AND HELL beginnt die bis heute andauernde Debatte, wer denn nun der bessere Sänger ist. Vor allem aber verlassen Black Sabbath den mit Punk-Attitüde vorgetragenen Doom und werden zu einer Popband, die exemplarisch jene beiden Extreme vorführt, die den Metal von nun an prägen werden: Die pathetische Ballade „Children Of The Sea“ und den prototypischen Speed von „Neon Knights“. MOB RULES verblasst da notgedrungen etwas, ist aber ein souveränes Metal-Album, das nahezu zwei Jahrzehnte später immer noch überraschend zeitgemäß klingt. Jedes der beiden Alben ist ergänzt um eine zusätzliche CD mit Live-Aufnahmen von sehr passabler Qualität. Mit einer Live-Aufnahme endete auch die Dio-Ära. Heute kann man auf dem während der MOB RULES-Tour aufgenommenen LIVE EVIL den Wandel, der mit dem neuen Sänger kam, deutlich nachvollziehen, weil Dio die ursprünglich von Osbourne intonierten Sabbath-Klassiker wie „Paranoid“, „War Pigs“ und „Iron Man“ in seinem ungleich theatralischeren Stil interpretiert. Aber LIVE EVIL steuert auch eine der lustigsten Geschichten zu der an lustigen Geschichten nicht eben armen Geschichte von Black Sabbath bei: Während der Nachbearbeitung kam es zum Streit zwischen Ronnie James Dio und dem Rest der Band. Gitarrist Tony Iommi und Bassist Terry Butler verdächtigten den Sänger, er hätte sich nachts ins Studio geschlichen, um die Lautstärke seiner Sangesbeiträge deutlicher in den Vordergrund zu mischen.