Bryan Ferry
The Bête Noire Tour
EMI 14.11.2008 / DVD
Neuauflage eines VHS-Klassikers mit unveröffentlichtem Live-Mitschnitt aus München als Bonus.
Seit den frühen Tagen von Roxy Music verkörpert der Brite Ferry buchstäblich zeitlose Eleganz und treffsicheren Geschmack. Dass sich die Alben des nicht erst seit der Trennung von Roxy Music 1983 solistisch tätigen Sängers, Texters und Komponisten ausgerechnet im Jahrzehnt von Reagan. Thatcher und Kohl wie geschnitten Brot verkauften, obwohl dergrößtenteils blutleere Designer-Pop nur noch blasses Abbild dessen war, was sich der ehemalige Kunstlehrer einst mit Roxy Music an Avantgarde geleistet hatte, muss als traurige Ironie des Schicksals hingenommen werden. Ein nicht zu überhörendes Manko, das vor allem den ersten der zwei Teile von The Bete Noir Tour betrifft. Unter dem Titel new town waren die bei diversen Gastspielen einer Europa-Tournee von 1988 und 1989 mitgeschnittenen Titel einstals VHS-Kassette erhältlich. Im Mittelpunkt. Material von Ferrys damaligen Solo-Alben „boys and girls“ und „bete noir“. Zwar schart der Bonvivant erstklassige Session-Musiker um sich, doch vieles tönt im pompösen 8oer-Bombast heutzutage einfach nur noch schrecklich antiquiert. Immerhin gibt es mit recht annehmbaren Versionen diverser Roxy-Klassiker wie „Casanova“, „The Bogus Man“, „Ladytron“. „In Every Dream Home A Heartache“, „Love Is The Drug“ und der Zugabe“Do The Strand“ zumindest einige Lichtblicke. Pluspunkte sammelt vor allem die hautnahe Filmtechnik im noch gemäßigten MTV-Stil der semischnellen Schnitte. Wesentlich kraftvoller nicht nur im Klangbild gelingt der bislang unveröffentlicht gebliebene Mitschnitt vom Münchener Könixxtreffen am 31. August 2002 anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des deutschen Virgin-Ablegers. Oder um es mit einem frühen Solo-Titel von Bryan Ferry zu formulieren: „Another Time. Another Place“. Auch wenn Ferry, rein optisch betrachtet, seine besten Jahre hinter sich hat-seine Potenz als Entertainer hat keineswegs gelitten. Assistiert von Langzeitweggefährten wie Gitarrist Chris Spedding und Roxy-Schlagzeuger Paul Thompson, überzeugen abermals vor allem diverse zeitlose Schätze wie Roxy Musics „Virginia Plain“, „Both Ends Burning“,“My Only Love“ und „Oh Yeah!“-auch wenn es ein paar Überschneidungen mit den Aufnahmen von 1988/89 gibt. Äußerst geschmackvoll interpretiert Ferry auch die beiden Dylan-Song „It’s All Over Now, Baby Blue“ und „Don’t Think Twicelt’s Alright“ sowie die Hommage an John Lennon, „Jealousity“.