Bush :: Berlin,Columbiahalle

Lange Gesichter an der Abendkasse: Seit Wochen ist das Konzert der Neo-Grunger ausverkauft, Kurzentschlossene gucken also in die Röhre. Gut 3.500 Fans zwängen sich durch die scharf kontrollierten Eingänge, um die Show von Beau Gavin Rossdale & Co zu erleben. Zuvor bekommen sie jedoch einen Leckerbissen besonderer Güte serviert: Vex Red. Die zählen zur jungen Garde britischer Rockbands, denen Britpop zu lasch und amerikanischer Nu Metal zu stumpf ist. Dagegen setzt der Fünfer einen ziemlich dramatischen Sound, der zwischen brachial an- und sanft abschwellenden Parts changiert, am ehesten mit Tool vergleichbar. Bush hingegen sind eine Grungcband wie viele andere, freilich war der Briten-Vierer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 1995 sprangen Bush nach Cobains Selbstmord in die Nirvana-Lücke, von ihren 15 Millionen Alben verkauften sie das Gros in Amerika, das bis heute den goldenen Grunge-Zeiten nachtrauert (siehe auch Creed). Und Gavin Rossdale ist ja auch wie geschaffen für eine Karriere als Posterboy des Grunge: Gutaussehend, schlank, freundlich, mit großer Klappe, aber ohne die geringsten Ecken und Kanten. Nur einmal erlaubte sich sein Quartett eine Extravaganz, das Album „The Science Of Things“ von 1999. Das geriet sehr elektronisch und melancholisch, doch solche Töne wollten die Bush-Fans nicht hören – das Resultat: ein Mega-Flop. In Berlin gehen die Bush-Männer auf Nummer Sicher, intonieren fast ausschließlich Breitwand-Hymnen, die stets das Gefühl vermitteln, sie trügen das gesamte Gewicht der Welt auf ihren Schultern. Rossdale rennt vom rechten zum linken Bühnenrand und zurück, wie er es in den Stadien der USA gelernt hat. Die meisten Songs sind freilich „graue Mäuse“, sie rauschen vorbei, ohne mentale Spuren zu hinterlassen. Eine erfreuliche Ausnahme ist die neue Single „The People That We Love“,die über einen eingängigen Kopfnicker-Groove und süffigen Chorus verfügt. Und dann gibt es ja noch die alten Hits vom Schlage „Everything Zen“ und „Glyzerine“, die den Bush-Anhängern entschieden mehr als nur höflichen Beifall entlocken. Insgesamt bleibt die Publikumsreaktion freundlich, aber mittelmäßig- genau wie die Band. Die spielt als Zugabe den Sex Pistols-Knaller „Pretty Vacant“. Als wolle sie eingestehen, dass ihre eigenen Songs einfach nicht dieses Kaliber haben.

www.bubblesofbush.virtualave.net