Deafheaven

New Bermuda

Anti/Indigo VÖ: 2. Oktober 2015

Im Spannungsfeld von Post-Rock und Black Metal nähern sich Deafheaven wieder vermehrt letzterem Pol.

Deafheaven aus San Francisco sind aus zwei Gründen besser als die meisten Metalbands: Erstens nehmen sie sich die Zeit, die jede ihrer Ideen braucht, um voll zu fruchten. Zweitens wissen sie, wie man mit Pathos umzugehen hat – nämlich gerade so verschwenderisch, dass das hauchdünne Flimmern des Kitsches glänzen darf, aber das Wesen der Songs nie verdeckt.

Auf dem mittelprächtigen Debüt ROADS TO JUDAH aus dem Jahr 2011 deuteten sich diese Tugenden vereinzelt an, mit dem 2013 veröffentlichten SUNBATHER wurden sie perfektioniert. Dass sich daraufhin jeder Hipster in diese Band verliebte, mag sicherlich zum Teil dem äußeren Erscheinungsbild der Mitglieder (Typ Mathelehrer) und dem Albumcover von SUNBATHER (pinkfarben mit eigens entwickelter Schriftart) geschuldet sein, macht die Musik aber nicht schlechter.

Die hat sich auf NEW BERMUDA übrigens wieder in Richtung Black Metal verschoben, ist mitunter so hart wie noch nie. Gerade am Anfang von „Luna“ funktioniert die neue Brutalität hervorragend. Nachholbedarf ist woanders: Auf SUNBATHER waren Postrock und Black Metal keine zwei Welten, aus denen sich Deafheaven in schöpferischer Freiheit jeweils das Bes­te nahmen. Es war eine Welt, eine Musik ohne Widersprüche. Auf NEW BERMUDA wird der Hörer dagegen ständig zwischen zwei Extremen hin und her geschleudert – ein Umstand, an den man sich mit der Zeit jedoch gewöhnt. Spätes­tens wenn in „Gifts For The Earth“ Klavier und Akustikgitarre das letzte Wort haben, hat man auch mit NEW BERMUDA seinen Frieden geschlossen.