Die Aeronauten

Heinz

Rookie Records/Cargo VÖ: 23. Oktober 2015

Die Schweizer spielen den Funk dunkel und schlauen Pop jenseits des Hamburger Diskurs-Äquators.

„Eine literarische Discoplatte“ nennen die Aeronauten ihr neues Album, in Anbetracht der drei Instrumentalstücke auf HEINZ ist das eine recht muntere Umschreibung für schlaue, immer auch eigensinnige Popmusik fernab des Hamburger Diskurses. Mögen wir uns die Geschichten, die Bilder zu den nicht betexteten Soundspielen doch denken.

Die Aeronauten kommen aus der Schweiz, und diese Platte eröffnet ein Track namens „Schaffhausen Calling“, ein ordentlich treibendes Stück Funk-Pop, das ganz nonchalant vom Untergang einer Stadt erzählt und dabei klingt, als hätte man es in einer Stadt aufgezeichnet, die angeblich niemals schläft. So geht das mit den Aeronauten: Von Song zu Song wird umgeparkt und neu justiert, diese Welt wackelt und die Band hat den Soundtrack dazu.

Der Titeltrack (Refrain „Mach’s gut, Heinz!“) ist ein kleines Rockkraftwerk mit Jethro-Tull-Flöte, „Ottos kleine Hardcore Band“ so eine fliegende Brüll-Hymne, wie nur die Aeronauten sie sicher auf den Boden kriegen. „Jeder ist eine Insel“ hat einen albernen Background-Chor („Wo-ho-wo-ho“) und Schmiersynthies und nervt dennoch keinen Moment. Mehrheitlich wird der Funk hier aber dunkel gespielt.

Manchmal kann man sich Aeronauten-Sänger Guz auch als Uns Udo mit Schnute vorstellen, nur ohne den doofen Hut. Und überhaupt: Wenn Lindenberg heute noch halb so gute Songs wie die Aeronauten schreiben würde, kaufte ich wieder Udo-Platten. Die auf Papier beiliegende komplette Aeronauten-Diskografie (von Musikkassetten bis zu Full-length-Alben) nimmt auch schon den Raum eines CD-Einlegeschreibens ein. Und darauf finde ich natürlich auch mein Lieblingslied der Schweizer: „Weltmeister“, ein so gar nicht literarisches Fußball-Lied, das nach jedem WM-Titel zum Einsatz kommt.