Die Toten Hosen :: 3 Akkorde für ein Halleluja
Zeitreise in die Frühphase der Deutschpunks.
Auch Riesen haben mal klein angefangen. Heute füllen die Volkspunks Stadien, in den Achtzigern waren sie froh, wenn 50 Zahlende zum (meist recht kurzen] Auftritt kamen. 3 AKKORDE für ein halleluja erschien 1989 als VHS-Video, in einer Phase, in der die ewigen Fortuna-Düsseldorf-Fans sich im Warteraum zum Höhenflug befanden. Damals noch massiv von Pubertätspickeln geplagt, lernten sie den Umgang mit dem Medium Film & Fernsehen. Das 90-minütige Werk überarbeitet vom alten Trainer und Trommler Trini Trimpop – ist eine wilde Kombination aus Live-Mitschnitten, Interviews, ersten Fernsehauftritten und Amateuraufnahmen. Sympathischerweise lieben es die rockenden Frohnaturen, sich selber durch den Kakao zu ziehen, so zeigen sie gleich zu Beginn, wie Gitarrist Breiti beim Erstürmen einer Bühne ausrutscht und voll auf den Hintern knallt – begleitet vom schadenfrohen Gelächter der Kollegen. Dazu gibt es Hair Crimes galore, nassforsche Sprüche von Campino, damals schon von einem unbändigen Mitteilungsdrang befallen, und Gäste wie Der wahre Heino und Elke Heidenreich. Etliche ihrer größten Hits wie „Opel-Gang“, „Liebesspieler“ und „Hier kommt Alex“ entstanden zu dieser Zeit. Daneben waren sich die aufstrebenden Jungspunde schon damals für keine Niveaulosigkeit zu schade, so verfassten sie eines der dämlichsten Karnevalslieder aller Zeiten. Textprobe: „Bin ich denn im Wald hier / wo bleibt nur mein Altbier? Zugleich ist die DVD auch ein Wiedersehen mit der alten Bundesrepublik Westdeutschland. In den Achtzigern vermutete die Polizei in jedem Punk ein Mitglied der Baader-Meinhof-Gruppe, es gab Massenproteste gegen atomare Wiederaufbereitungsanlagen, streikende Stahlarbeiter, die Kontroverse Heino gegen Heino und chronisch asynchrone Versuche der Hosen, ihre Songs im Fernsehen zu präsentieren. Aber was wäre eine DVD der rheinischen Platin-Punks ohne die deftigen Kommentare ihres ewig nörgelnden Tourmanagers Uwe Faust? Für die Bonus-DVD setzten Campino und das „ziemlich muskulöse Faktotum aus Wanne-Eickel sich zusammen und steuerten Kommentare und Anekdoten bei. Zum Beispiel die, dass bei einem Spaziergang der Band Basser Andi in eine Baugrube fiel – und keiner hat’s bemerkt. Besonders für den jüngeren Hosen-Fan dürfte diese Aneinanderreihung von Blamagen und Punk-Meilensteinen reichlich unterhaltsames Futter bieten. Und so mancher wird sich denken: Kaum zu glauben, wie gruselig die alten Säcke damals schon ausgesehen haben.
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