Embryo :: 40

Trikont/Indigo

Krautrock, Weltmusik: Eine Best Of mit raren Aufnahmen zum 40. Geburtstag von Christian Burchards Münchener Rhythmusakademie.

Mit dem 40. Geburtstag ist das auch schon wieder ein paar Monate her, gerne feiern wir das Jubiläum mit Embryo etwas später und dafür gründlicher. Heute darf man sich daran erinnern, dass Christian Burchard (Percussion, Vibraphon) mit seinem Projekt eine ungeheure Verbindungsleistung erbracht hat, er fütterte den Jazz mit indischen Motiven und den Eurorock mit dem Afrobeat, als in Deutschland noch niemand Fela Kuti buchstabieren konnte (oder wollte). Die Band Embryo spielte direkt nach Jimi Hendrix auf Fehmarn 1970, unternahm Reisen in den Orient und nach Afrika, legte Klangverbindungen in Welten, die von der angloamerikanischen Majorität weitgehend ignoriert wurden. Wobei „Band“ die Sache nicht richtig trifft: Mehr als 400 Musiker tauchten in der Musikakademie Embryo in den Jahren auf, ein Netzwerk der Forschungsreisenden und Grenzgänger, eine Sammelstelle all derjenigen, die sich im Gewirr der Rhythmen verirren wollten. Einige stecken bis heute irgendwo zwischen Improvisation und Komposition. „Improvisation, die nicht Free Jazz war“, wie Burchard das nannte. Ein Stück der Entwicklung von Embryo ist Burchards Gastspielen bei Amon Düül II geschuldet, begleitet vom Aufbruch des Untergrunds in die Jugendzimmer der Bürgerlichkeit. „Rock in Opposition“ hieß das damals. Diese Zwei-CD-Compilation stellt die Soundfelder vor, auf denen Burchard sich verlustierte, angefangen bei den Aufnahmen im Mal Waldron Quartet, über die violinisierten Space-Rock-Tracks der frühen 70er („What’s Happening“) über Produktionen mit Trilok Gurtu und Ustad Mohamed Omar, dem afghanischen Bechertrommler, bis zum archaischen Donnerwetter, das Burchard mit dem Karnataka College Of Percussion 1980 inszenierte. Später kamen Stücke mit Salah Ragab und Yoruba-Musikern aus Nigeria dazu, 2008 ließ Burchard, begleitet von einem Nai-Spieler und dem Münchner Alphornkollektiv, Hannibal noch einmal über die Alpen ziehen. Ob das noch „Rock in Opposition“ ist, möchte ich mal dahingestellt sein lassen. Aber es ist immer für Überraschungen gut.

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