Francesco Tristano

Piano Circle Songs

Das Neo-Klassik-Wunderkind lässt sich von seinen Kindern inspirieren – und verzapft bloß akustische Raumbeduftung.

Dass seine Kinder den Luxemburger Francesco Tristano zu den ­Piano Circle Songs inspiriert haben, glaubt man gern, kennzeichnen die meisten der 15 Stücke auf seinem ersten komplett (mit einer Ausnahme) aus eigenen Kompositionen bestehenden Solo-Klavieralbum doch eine einlullende Einfachheit und abzähl­reim­artige Rhythmusstrukturen.

Entstanden ist entschleunigte Entspannungsmusik, die sich dazu eignen dürfte, das Aggressions­level im Wartebereich Berliner Bürgerämter messbar zu senken. Leider ist diese akustische Raumbeduftung aber auch ein wenig langweilig, erst recht, wenn man sich an den aufregenden Akustik-Techno erinnert, den Tristano mit Aymeric Westrich und Rami Khalife in der Trioformation Aufgang fabrizierte – und von dem es mit „La Franciscana“ wenigstens einen energisch pochenden Nachhall gibt.

Kurzweiliger wird es auf den vier Stücken, bei denen Chilly Gonzales am zweiten Flügel Platz nimmt. Zwar erhöht sich die Komplexität der Kompositionen nicht nennenswert, doch die dichten Texturen des vierhändigen Spiels verleihen ihnen eine sinnliche Klangfülle, die Tristanos reizarmes Sologeklimper vermissen lässt. Zudem offenbart das von Gonzales geschriebene „Tryst“ jene humorvolle Ohrwurmigkeit, durch die der Kanadier zu einem der beliebtesten Piano-Entertainer der Gegenwart geworden ist.

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Und wo wir gerade bei vier Händen sind: Kann bitte endlich mal jemand die fa­mosen Piano-Battles zwischen Gonzales und Helge Schneider regulär herausbringen?

Klingt wie: Raymond Scott: Soothing Sounds For Baby (1963) / Nils Frahm: Felt (2011) / Gonzales: Solo Piano II (2012)