Grace Jones

Hurricane Dub

Wall Of Sound/PIAS/Rough Trade

Produzent Ivor Guest holt den Dub heraus aus dem immer noch hochaktuellen 2008er-Album von Grace Jones.

19 Jahre lagen zwischen den letzten beiden Grace-Jones-Alben, dem eher zu vernachlässigenden Bulletproof Heart von 1989 und Hurricane aus dem Jahr 2008. Die Jamaikanerin Jones, heute 63 Jahre jung, ist das Rollenmodell für Glamour, Schick und Pop der Achtzigerjahre, wie sie idealisiert in den Geschichtsbüchern und der Retrospektive dargestellt werden, aber mit der Lebensrealität der Mehrheit nichts zu tun hatten. Schon damals galt: je realitätsferner, desto Pop. In fast zwei Jahrzehnten verweigerte sich Grace Jones dem Popbetrieb, der in dieser Zeit zu dem Recyclingunternehmen wurde, das er heute repräsentiert. Wer sich verweigert, kann nichts falsch machen, zum Beispiel seine eigene Legende zerstören. Auch mit ihrer Rückkehr im Jahr 2008 hat Jones alles richtig gemacht. In einem Klima des anything goes ging halt auch ein mit Ausnahme seiner Selbstbezogenheit referenzfreies Album, das den Jones’schen Gemischtwarenladen aus Disco, Reggae, Dub, Gospel, Pop und Rock unter die Kontrolle von Ivor Guests ultraschicke Maschinenbeats stellte. Guest, Produzent des Original-Hurricane-Albums hat jetzt eine Dub-Version davon hergestellt, die allerdings nur im Doppelpack mit dem ursprünglichen Album zu haben ist. In Zeiten, in denen Bassmusiken wie Dubstep langsam den Mainstream verunsichern, hätte man erwarten können, dass ein bisschen mehr Heute auf diesem Album zu finden sein würde. Aber Guests Versionen sind eher dem digitalen Dub der frühen Achtziger verpflichtet als seinen zeitgemäßen Aufarbeitungen. Robbie Shakespeares Bass, der naturgemäß im Mix nach vorne geholt wurde, blubbert schön altmodisch, anstatt die Wände zum Wackeln zu bringen. Trotzdem hat Ivor Guest Tracks wie „Cannibal Dub“ und „Crying Dub“ ein paar schöne Weirdo-Effekte untergejubelt, die nur noch auf die richtigen Remixer warten.

Key Tracks: „Cannibal Dub“, „Crying Dub“, „Devil Dub“