Heinz Rudolf Kunze :: Korrekt

WEA 18 Alben, 18 Jahre. Ein guter Zeitpunkt für den dienstältesten singenden Sprachkünstler des deutschen Popkultur-Standortes mit bekennender Kurzsichtigkeit, nun auch musikalisch volljährig zu werden. Erst der Wille zur Brille-und nun der Mut zum Loop. Kein ernstbehafteter Mensch wird von HRK ein BigBeat-Groovegewitter erwarten. Dennoch – auf KORREKT, Kunzes Album Nr. 19, sorgen hinreichend moderne Stil-Blitze für eine erfrischende Aufhellung der zuletzt doch zum Verbleichen neigenden musikalischen Schnappschüsse des mit überdurchschnittlich viel Hirn gesegneten Poprockers. 17 Tracks minus der kunzetypischen altgriechischen Sci-Fi-Lyrik-Trilogie“Der Trojanische Pferdedieb“ macht unterm Strich 14 neue Songs. Kunze ist kein Gemein-Heinz, ein Rudi Ratlos ist er schon gar nicht. Mit immensem Fleiß und einiger Inspiration gelang ihm eine erstaunlich hohe Modernisierungsausbeute. Freunde gepflegter PUR-Musik kommen mit „Allen Herren Länder“ und „Das Perfekte Verbrechen“ gottlob nur zwei Mal auf ihre Kosten, und der Rock ’n‘ Roll-Versuch „Himbeerbaby“ würde Peter Kraus glänzende Augen bereiten, aber ansonsten hängt erfreulich wenig durch. Mit Ausnahme von wenigen Gitarren-Leistungsschauen aus Muckermichel-Land tönt Kunze teils elegant geloopt, oft fett gerockt und meist richtig klasse gesungen. Kunze schrieb schon immer schlaue Pop-Texte, doch verschrobensurreale Sprachbilder wie „Froschmann“ würden einem Westernhagen nicht mal nach einer Handvoll Psycho-Pilzen einfallen. Kunze traut sich viel, sogar vor elf Minuten ohne Akkordwechsel („Die Peitschen“) schreckt er nicht zurück. So viel Mut im Zeitalter des Hits in technischer Reproduzierbarkeit – das ist echt voll KORREKT.