Helge Schneider

Special Edition

Grober, feiner Unsinn: Vier Filme, low budget und auch sonst nicht das, was man landläufig als Abendunterhaltung gelten lässt.

Wer Helge Schneider schon bei einem Song im Radio oder einem Talkshow-Auftritt anstrengend findet, der dürfte bei seinen Low-Budget-Filmen schier verzweifeln. Sein vom ersten Hit „Katzeklo“ weit nach oben in die Kino-Hitparaden geschossener Western-Klamauk TEXAS – DOC SNYDER HÄLT DIE WELT IN ATEM (1993) haben sehr viele Menschen über sich ergehen lassen, die anfangs noch dachten, das könnte tatsächlich lustig sein – so ein improvisiertes, hanebüchenes Kammerspiel in Bad-Segeberg-Kulissen mit alten Leuten in alten Trainingsanzügen als Statisten und Doc Snyder auf verstaubten Plateausohlen. Tatsächlich war der Film gar nicht lustig zumindest nicht im Sinne von „Quatsch Comedy Club“ oder Stefan Raab. Er war entweder eine ziemliche Katastrophe mit Längen, elendig verreckten Pointen und angeschossenen Fetzen von Sinnhaftigkeit oder ein gutes Stückchen Wahnsinn, von dem uns die „singende Herrentorte“, dieser beispiellose Selfmade-Alleskönner, Vielversager und Weitmöglichst-Probierer, abbeißen ließ. Wer danach von Schneider immer noch nicht genug hatte, ließ sich ja vielleicht von dem auch noch ins gediegen Surreale, bald vollständig in den Irrsinn abdriftenden Krimi 00 SCHNEIDER – JAGD AUF NIHIL BAXTER (1994) abschrecken. Logik: bitte? Angst: machend. Spannung: nö. Kamera: Christoph Schlingensief. Mit PRAXIS DOKTOR HASENBEIN (1996) näherte sich der Regisseur, Hauptrollen- und Nebenrollenspieler sowie entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten durchweg hübsch launige Soundtrack-Komponist und -Musikant wieder etwas mehr der konventionellen Spielfilmsprache an – gar nicht so ganz weit weg von Fassbinder, freilich ohne dessen Gewicht und Metaphorik. Helges Welt blieb zwar so muffig wie grau wie absurd, doch wagte er wieder Witze als solche und erzählte eine vergleichsweise nachvollziehbare Geschichte. Auch JAZZCLUB – DER FRÜHE VOGEL FÄNGT DEN WURM, gedreht 2003, war freilich grober Unfug, aber so zugänglich wie kein Schneider-Film zuvor: Wie Helge und seine Mitmusiker Pete York und Jimmy Woode gegen alle Widerstände zu ihrer Liebe zum feinen Kneipeniazz stehen das hat(te) sogar etwas Rührendes. Nun gibt es diese vier Filme also als limitierte DVD-Box, digital remastered und mit massig Special Features ausgestattet. Dass die Blicke hinter die Kulissen, Schnittmaterial, Interviews, Probeaufnahmen, verpatzten Szenen und Audiokommentare das filmische Werk von Helge Schneider irgendwie erhellen könnten, darf man sich freilich abschminken. Am Ende ist man höchstens noch verwirrter oder eben erhellt an Stellen, von denen man gar nicht wusste, dass da Licht hin kommen kann.

www.helgeschneider.de