Jake Bugg

On My One

EMI/Universal

Der gar nicht mehr so junge Singer-Songwriter kann sich nicht zwischen Pub und Arena entscheiden.

Jake Bugg ist in diesem Frühjahr 22 ­Jahre alt geworden. Die Wunderkind­jahre sind damit vorbei, der Brite, der 2012 mit seinem Rootsrock-Debüt, JAKE BUGG, hype­anfällige und nostalgische Hörer verrückt machte, muss sich nun an normales Maß gewöhnen. Nachdem das zweite, von Rick Rubin produzierte – und schon nicht mehr ganz so erfolgreiche – Album, SHANRGI LA, noch flott gefolgt war, mied Bugg die Studios und spielte lieber live.

Im Titelstück singt er nun darüber, in der nicht sehr glaubwürdigen Rolle des armen Jungen aus Nottingham: „Three years on the road, 400 shows/ Where do I belong? No place to go.“ Bugg klingt hier wie Llewyn Davis, der fiktive und sehr einsame Folksänger aus dem Film der Gebrüder Coen. Bugg inszeniert sich als verlorene und missverstandene Songwriterseele, und das ist prima, denn genau dort wollen wir unsere Liedermacher haben: auf dem ranzigen Sofa einer Ex. Tipp: Diesen ersten Song gleich drei‑, vier-, fünfmal hintereinander hören. Denn danach kommt „Gimme The Love“: Bugg versucht Britpop, das Schlagzeug galoppiert wie einst in den Industrieruinen von Manchester, der Refrain hat einen minimalen Souleinschlag.

Blasse Radiomusik, wie auch das sich unangenehm nach Plastik anhörende „Never Wanna Dance“. „Love, Hope And Misery“ verfolgt die Soulspur noch weiter, Bugg mag eine Motownballade im Sinn gehabt haben, doch weil seine Stimme halt sehr hoch ist, denkt man an die Bee Gees. Das ist sinnvoll, wenn man Millionen Platten verkaufen will – es beißt sich nur komplett mit dem Image des einsamen Folksängers, der mit abgewetzter Wildlederjacke durch die Midlands reist und seine Lieder werktags für ein Pint und am Wochenende für ein Sunday Roast spielt. Und was soll man mit einem Songwriter anfangen, dem man seine Geschichten nicht glaubt?