Machen wir uns nichts vor: Die Lennon’schen Archive sind geplündert. Der geschäftstüchtigen Witwe Yoko Ono gelingt es trotzdem immer wieder, mit dem altbekannten duvre ihres 1980 ermordeten Gatten zu überraschen. Selbst wenn nichts Rares oder Unveröffentlichtes mehr aufzufinden ist, gibt sich die japanische Happening-Spezialistin erfinderisch, legt im CD/DVD-Hybrid-Format eine signifikant betitelte Greatest-Hits-Kollektion namens Lennon Legend: The Very Best Of John Lennon vor. Den Titel gab’s schon mal vor ein paar Jahren. Und auch im Tracklisting finden sich die üblichen Verdächtigen -also alles, was Fans ohnehin schon kennen und im heimischen Plattenschränkchen stehen haben. Seltsam wirr reihen sich 20 von Lennons populärsten Songs mit der Plastic Ono Band, als Solist und im Gespann mit Yoko Ono aneinander-einmal auf CD für Audiophile, einmal auf DVD in Video-Clip-Form. Klassiker allesamt. Etwa die beim Montrealer Bed-In im Hotelzimmer aufgezeichnete Friedenshymne „Give Peace A Chance“, „Cold Turkey‘, das musikalische Tagebuch eines Heroinentzugs. Der Buddhismus-Schnellkurs „Instant Karma“ in Phil Spectors Wall-Of-Sound-Arrangement. Die Straßenkampf-Hymne „Power To The People“. Und die im Team mit der New Yorker Formation Elephanfs Memory entstandene Gleichberechtigungsanklage „Woman Is The Nigger Of The World“ im swingenden Rock-Jazz-Kontext. Auch nach dem Hoch der Jahre 1969 bis ’72 bleibt Lennons künstlerischer Output stimmig, obwohl sein Kampfgeist unter CIA-Abhördossiers, langjährigen Gerichtsverhandlungen um die US-Aufenthaltsgenehmigung, der vorübergehenden Trennung von „Mother“ Yoko und einem Long Lost Weekend voller illegalen Stimulanzien litten. Doch der passionierte 5ongwriter zeigt sich auch bei „Mind Games“, „#9 Dream“, „Whatever Gets You Through The Night“ und „Just Like Starting Over“ als aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt. Auch wenn das knackige Drifters-Cover „Stand By Me“ ein Großteil des Selbstgezimmerten der Jahre 1973 bis 1980 locker in den Schatten stellt.