John & Yoko / Plastic Ono Band

POWER TO THE PEOPLE

Universal (VÖ: 10.10.)

Rock, Folk, Avantgarde: Lennons und Onos Aktivisten-Phase der Jahre ’69 bis ’72.

Kluger Gedanke: Warum die eigene Prominenz nicht dazu nutzen, politisch aktiv zu werden, auf dass die Welt eine bessere werde? Den aufkommenden Gegenwind hatten Lennon und Ono allerdings unterschätzt. Der kam zum einen von der US-Regierung um Richard Nixon, die mit dem linksintellektuellen Promi-Pärchen naturgemäß wenig anfangen konnte – was sogar das FBI auf den Plan rief und Lennons Aufenthaltsstatus gefährdete. Doch auch die Presse reagierte tendenziell negativ bis offen feindselig, was allerlei Gründe haben mochte, vom schlichten „wir wollen die Beatles wiederhaben“ bis zur grundsätzlichen Ansicht, dass einen Sangeskünstler mit ihren politischen Ansichten gefälligst verschonen sollten.

Gewiss nicht unerheblich: Lennons und Onos Agitationssongs waren zwar stets gut gemeint, aber nicht immer brillant durchdacht. Und ein kunstaffines Publikum, mit avantgardistischen Experimenten vertraut, mochte Onos Bühnengebaren originell oder bewegend finden, für den Durchschnittsfan – also jene Leute, die das Paar eigentlich erreichen wollte – barg es aber doch ein gewisses Irritationspotenzial. POWER TO THE PEOPLE umfasst als „Super Deluxe Edition“ 123 Tracks auf neun CDs und drei Blu-rays, darunter eine remasterte Version des 1972er-Albums SOMETIME IN NEW YORK CITY, die komplett neu abgemischten „One To One“-Benefizkonzerte sowie zahlreiche Demos, Outtakes und Heimaufnahmen, ergänzt um ein 204-seitiges Buch.

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Getrennt davon erscheinen die „One To One“- Shows, Lennons letzte Konzerte mit Yoko Ono, auch als 4-LP-Box und 2-CD-Set, sowie als abgespeckte Doppel-LP und Einzel-CD. Historisch ist all dies hochinteressant, musikalisch zumindest größtenteils, wenn man recht plakativ geratene Protestsongs gnädig hinnimmt. Inspirierend sind vor allem Enthusiasmus und Leidenschaft, mit denen sich die beiden für Gerechtigkeit und Empowerment einsetzten. Zum eigenen Nachteil – denn das FBI blieb dran.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.