Julian Casablancas + The Voidz

Tyranny

Cult Records/Rough Trade

Der Sänger der Strokes war im Versuchslabor und kehrt mit überraschenden Noise-Ergebnissen zurück.

Seit einiger Zeit schon will der New Yorker zeigen, was er noch so alles beherrscht. Dass er so weit wie auf Tyranny gehen und seine coole Fassade ablegen würde, haben wohl selbst kühnste Optimisten nicht erwartet. Casablancas schreit zwischendurch wie am Spieß. Er entdeckt den Reiz an der Überlänge. Und er animiert seine Voidz zu Stilveränderungen, die weit über das angestammte Indie-Rock-Revier hinausreichen.

Bei „Take Me In Your Army“ glaubt man, Prince und Sheila E. säßen an einer Lo-Fi-New-Wave-Bastelei. In „M.utually A.ssured D.estruction“ geht es drunter und drüber. Sänger und Band versinken in tyrannischem Trash-Terror. Ähnliches folgt später noch einmal in den Grunge-Adaptionen „Where No Eagles Fly“ und „Business Dog“. Es sind aber andere Stücke, über die man besonders oft reden wird.

In „Human Sadness“ versuchen Julian Casablancas und die Band über die unglaubliche Dauer von elf Minuten das Träumerische der späten Mercury Rev, Störgeräusche, eine Melodie und schräge Gitarrensoli zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Irgendwie gelingt das dann tatsächlich auch. „Father Electricity“ ist mit temperamentvollem Breakbeat ein absoluter Höhepunkt. In „Dare I Care“ hat man den Eindruck, Casablancas habe Gefallen an der Musik von Omar Souleyman gefunden. Experimente, Ausbrüche und Leidenschaftsmomente entdeckt man hier immer wieder.

Sicher: An die Signalwirkung und Klasse des Strokes-Debüts Is This It kommt Casablancas wieder nicht heran. Leben steckt aber immer noch in ihm. An diesen Gedanken sollte man sich besser gewöhnen.