Klangstof

Close Eyes To Exit

Mind Of A Genius/Warner

Faszinierend schillerndes Elektro-Pop-Album mit Folk- und Prog-Signaturen

Wenn Eröffnungstracks Visitenkarten von Platten abgeben, dann hat Koen Van De Wardt mit „Doolhof“ eine schlechte Wahl getroffen. Das fünfminütige Instrumental ist der einzige blasse Fleck auf einem faszinierend zwischen den Stilen schillernden Album, ein etwas aufgeblähtes Elektro-Pop-Soundscape, das nicht mit dem Rest mithält. Der Niederländer baut mit seiner Band aus Elementen ebensolcher Soundscapes erst seine Soft-Pop- und Folk-Songs, er werkelt an einer neuen Idee von Progrock und gibt dem müden Genre Bedroom-Indie ein paar Frischblut-Injektionen.

Diese Musik kann so schön und seltsam klingen, besonders dann, wenn Klangstof aus den Songmustern streben (mit Gitarrenloop und Analogsynthie und Bass-Drone im Titelstück) oder im Refrain plötzlich mit den Bee Gees zu den Sternen wollen. Bei „Seasons“ fragt man sich: Ist das Arthur Russell auf einer schief hängenden Elektro-Pop-Wolke? Bei „Amansworld“ dürfen wir nach einer geheimen Mitwirkung von Thom Yorke suchen. Aber Klangstof ist weit mehr als ein Radiohead-Klon, dieses in Weltkriegsbunkern und Fabrikhallen aufgenommene Debüt zeugt von einem wunderbaren Gefühl für Raum, deutet einen großen Songwriter an und hat ein paar Soundspezialitäten auf Lager, die die Konkurrenz nicht kennt.