Korn

Wer so einen Karriereknick erlebt wie die Krachmacher aus Bakersfield, müßte eigentlich ganz kleine Brötchen backen. Nicht so Jonathan Davis & Co. Die haben nach den Flops untouchables [2002] und Take A Look Around [2003I gleich den nächsten fetten Deal an Land gezogen und wieder bündelweise (fremde) Kohle verpraßt. Diesmal für Produzenten wie Linda Perry, Glenn Ballard und Dallas Austin, die – da liegt auch die Ironie – letztlich aber nicht auf dem Album vertreten sind, weil die resultierenden Songs dann doch nicht so toll waren. Noch Fragen? Statt dessen sind Korn bei The Matrix (u.a. Avril Lavigne) und Atticus Ross (Nine Inch Nails) gelandet. Und die haben deutliche Spuren hinterlassen – im posiliven Sinn. So präsentieren sich Korn diesmal weitaus abwechslungsreicher als mit dem altbekannten Wechselspiel aus Stakkato-Gitarren. wütendem Schreigesang und gediegener Schwarzmalerei. See You On The Other Side, das siebte Album der Band im elften Jahr, hat auch seine ruhigen, sphärischen Momente, klingt zwischendurch fast schon poppig und verwandelt sich im nächsten Moment in eine martialische Industrial-Hölle. Dabei sorgt der Ausstieg von Gitarrist Head für ein deutliches Zurückschrauben der metallischen Riff-Attacken – bei gleichzeitigem wildem Experimentieren mit Keyboards, Loops und Sequencern. Auch der gute alte Dudelsack, den Davis einst auf der Highschool lernte, ist wieder bei drei Stücken am Start. Wem das jetzt nicht als großer Wandel erscheint, sollte sich die Texte zu Gemüt führen. Da geht es um korrupte Politiker, die Jonathan Davis mit ihrem eigenen verbalen Dünnpfiff füttert („Hypocrites“), um das Ausleben von sexuellen Fantasien („2-Way“) oder um weibliche Masturbation beim Autofahren natürlich zur Musik von Korn („Twisted Transistor“). Krank ist das schon, düster auch, aber wer sich gerne mal richtig scheiße fühlt und seine Depristimmung auslebt, wird bei Korn bestens bedient. Das ist eine Dienstleistung der etwas anderen Art. VÖ: 2.12.

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