Lambchop :: Mr. M

Wieder ein stilles Album von Kurt Wagners Band - Liebesspender und Softpopinstrumentals im Andenken an den verstorbenen Vic Chesnutt.

Es hätte durchaus passieren können, dass diese Platte nie erschienen wäre. Letztlich verdankt sich das Zustandekommen des ersten neuen Lambchop-Albums seit 2008 den Gemälden, die Kurt Wagner in den vergangenen paar Jahren produzierte und die nun das Artwork von Mr. M ausmachen. Mit dem Freitod seines Freundes Vic Chesnutt im Jahr 2009 begann Wagner sein Verhältnis zu Musik und zum Musikmachen massiv infrage zu stellen, zur selben Zeit eröffneten ihm seine Arbeiten auf Leinwand Möglichkeiten, mit dem Verlust umzugehen. Die spätere Entdeckung, dass diese Gemälde Verbindungslinien zu den ersten neuen Songversuchen besaßen, war die Geburtsstunde des Albums Mr. M (das zuerst „Mr. Met“ heißen sollte – eine andere Geschichte, die von den Anwälten der amerikanischen Baseball Major League handelt, die damit Probleme hatten, dass das Maskottchen der New York Mets den gleichen Namen trägt). Mr. M ist erst einmal eine weitere stille Lambchop-Platte geworden. Wagner hat dem Hörer komfortable Verweilpausen eingerichtet, die Ideen und Gedanken weiterzuspinnen, die er in den Songs auslegt. Man darf die beiden Instrumentals deshalb als Ankerpunkte auf dem Album sehen: „2B2“ folgt der kammermusikalischen Eröffnung „If Not I’ll Just Die“ mit einem morriconesken Traumspiel zwischen Piano, Bläsern und den besten Perwoll-Chören, die man in den 70er-Jahren noch nicht aufgezeichnet hatte. „Buttons“ so ziemlich in der Mitte der Platte besitzt etwas von dem Middle-Of-The-Road-Piano-Softpopsound, der in der letzten Bar früh um halb fünf noch aufzusaugen ist. Genau die Art von Hintergrundrauschen, die einem erzählt, dass man das Schlimmste schon hinter sich hat. Wenn Kurt Wagner singt, bewegt er sich mit diesen Liedern wieder vorsichtig nach vorne, durchaus im Andenken an Vic Chesnutt, vielmehr aber im Wissen um die Erdanziehungskraft der Liebe. Mark Nevers in Nashville, Matt Swanson, Tony Crow, William Tyler und die anderen Bandmitglieder haben ihn dabei – wie nicht anders erwartet – mit vollendetem Understatement begleitet.

Key Tracks: „2B2“, „Buttons“, „Gar“