Little Cub

Still Life

Domino/GoodToGo

Synthie-Brit-Pop für den Club der vom Kapitalismus gefressenen Dichter: ­Little Cub beobachten sich und England mit bitterem Humor, Melodien und solidem Wumms.

Die Geschichte, dass Domino-Chef Laurence Bell den Little-Cub-Songwriter Dominic Gore beim Stöbern an dessen Arbeitsplatz in der Lyrikabteilung einer Londoner Buchhandlung kennenlernte, ist vielleicht bloß Legende, aber auch ein recht exaktes Abbild der Musik: ­Alles schon mal so ähnlich gehört (z.B. in den 90er-Jahren, als der legendäre Labelchef Alan ­McGee scheinbar selbst beim Gassigehen noch drei spektakuläre neue Bands auflas), aber doch mit einem dezenten poetischen Twist.

Die Vorbilder des Trios aus den Londoner Suburbs sind in New Order, Pet Shop Boys und dem frühen Aphex Twin deutlich zu erkennen, und wie sie wissen auch Little Cub um die Wichtigkeit des gut produzierten Wumms im Pop. Verantwortlich dafür ist Duncan Tootill, der in New York Komposition studierte, während seine Bandkollegen in London um eine eigene Ästhetik rangen – dem melodieseligen Indie der Anfangstage gab er eine sehr räumliche elektronische Produktion mit: Auf STILL LIFE finden die Synthies manchmal zu einer Grundschularithmetik-Version von Math-Rock zusammen, an anderer Stelle hingegen locken sogar housige Klänge. Aber im Grunde ihres Herzens bleiben sie doch einfach eine Brit-Pop-Band – als wäre Blair noch immer Premier und die „The-Bands“ eine politische Größe, geht es immer auch um England. Meist, wie in „Hypnotize“, dem Highlight des Albums, mit bitterem Humor. Andere Songs sind persönlicher, thematisieren unmögliche Beziehungen – oder den Tod der eigenen Mutter. „Snow“, in dem Dominic Gore seine Trauer verarbeitet, ist nach einem Album, das bei aller Qualität doch immer auch hart an der Beliebigkeit entlangrutscht, in seiner Intensität wie ein willkommener epischer Schlag in die Magengrube. (Steffen Greiner)

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