Marianne Faithfull with Warren Ellis

She Walks In Beauty

BMG/Warner (VÖ: 30.4.)

Letzte Worte zu Ambient-Schleifen: Poesie von einer Expertin fürs Überleben.

Mitte April 2020 infizierte sich Marianne Faithfull mit dem Corona-Virus. 73 Jahre alt war sie da, und sagen wir es so: Ihr Lebensstil hatte sich bis dahin nicht unbedingt an dem orientiert, was Mediziner als gesundheitsbewusst bezeichnen. Sie hat es gepackt, aber ihr Leben stand auf der Kippe: „Ich war an einem dunklen Ort“, erzählte sie dem „Guardian“, „vermutlich war es der Tod.“ Es dürfte nicht ihre erste Bekanntschaft mit diesem Ort gewesen sein.

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Als Marianne Faithfull an Covid-19 erkrankte, arbeitete sie gerade zusammen mit Warren Ellis an diesem Album. Die Idee: Eine Platte zwischen Musik und Poe sie. Ein guter Plan. Texte rezitieren kann sie heute wieder. Mit dem Singen wäre es schwierig geworden. Poesie hatte schon immer einen großen Einfluss auf ihre Musik. Auf ihrem großartigen Auferstehungs-Album MODERN ENGLISH vertonte sie „Why D’Ya Do It“, ein Gedicht des englischen Lyrikers Heathcote Williams, später sang sie Texte von Bert Brecht oder Shakespeare.

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SHE WALKS IN BEAUTY ist nun eine reine Poesie-Platte. Faithfull spricht Gedichte von Lord Byron oder John Keats, am Ende steht das mehr als elf Minuten lange „The Lady Shalott“, eine Ballade in vier Teilen, veröffentlicht 1832 von Alfred Tennyson. Klangkurator Warren Ellis hat dazu musikalische Schleifen arrangiert, mit Flächen, Geräuschen, kurzen Melodien. Brian Eno ist auch beteiligt, Nick Cave spielt Klavier.

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Alles sehr schön, wichtig aber sind die Worte, ist die Stimme: Einige Gedichte spricht Marianne Faithfull klar und kraftvoll, andere gebrochen; dann erinnert sie an den späten Johnny Cash. „Maybe that’s over“, sagt sie zu den Aussichten auf ein weiteres Werk. „So We’ll Go No More A Roving“ heißt eines der Gedichte von Lord Byron, ein Abschied vom Vergnügen im Zeichen der nahenden Nacht: „Though the night was made for loving / And the day returns too soon / Yet we’ll go no more a roving / By the light of the moon.“

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