Medeski, Martin & Wood – John Zorn – Zaebos

Mit seiner „Radical Newjewish Music“-lnitiative hat die New Yorker Avantgarde-Ikone John Zorn die heulenden Klarinetten und jammernden Geigen verstummen lassen, mit denen die jüdische Musiktradition mittlerweile zu einer Schallmasse für Gutmenschen degradiert wurde. Klezmer-Anleihen gibt es bei Zorn zwar auch. Aber ihren wahren, aktuellen Wert bekommen die jüdisch-arabischen Melodien bei ihm erst, wenn sie auf Blues, Modern Jazz und wie jetzt auf psychedelische Grooves losgelassen werden. Weil der Vielschreiber John Zorn aber inzwischen nicht mehr selber alles mit etwa seinem Masada Quartet einspielen kann, dürfen vermehrt seine engsten Vertrauenspersonen ran. Gitarrist Marc Ribot tat das kürzlich mit seiner Einspielung von Zorns „Lucifer“ aus dem „Book Of Angels“. Jetzt hat das amerikanische Kollektiv Medeski, Martin & Wood die Lizenz erhalten, das dem Dämonen Zaebos gewidmete Kapitel aus dem „Buch der Engel“ zu arrangieren und aufzunehmen. Und gleich im Eröffnungsstück „Zagzagel“ dampft es aus den drei Instrumenten so, wie man es von Medeski, Martin & Wood eigentlich nicht gewohnt ist. John Medeski malträtiert seine Hammond-Orgel feist, prismatisch und hypnotisch. Derweil sorgen Chris Wood am Bass und Billy Martin am Schlagzeug für dauerquirlige und heiß laufende Motorik. Danach muss man erst mal durchatmen. Mit einer orientalisch heruntergedämpften Nujazz-Elegie. Oder mit einem lockerflockigen Swing, den man mit rhythmischen Fußangeln aufpeppt. Auch sonst kommt keine Langeweile auf, reicht der Starkstrom-Saft bis zum süffigen Fusion-Blubbern und Electro-Funk. Nur übertreibt man es diesmal aber dann doch etwas mit der Retro-Lastigkeit.

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