Michael Jackson :: The Life Of An Icon

Universal

Michael Jacksons seltsame Existenz in der Rolle des „Wacko Jacko“

An Michael Jackson schieden sich die Geister spätestens, als er Anfang der 80er-Jahre damit begann, seine afroamerikanische Herkunft mit Bleichungen und unzähligen Chirurgeneingriffen zu kaschieren und sich in sein Neverland zurückzog. Mit Jacksons mysteriösem Ableben am 25. Juni 2009, offiziell gesühnt durch ein Gerichtsurteil mit seinem Arzt Conrad Murray als Sündenbock, begann die rigorose posthume Vermarktung der Pop-Ikone. Eine im Auftrag von Jacksons Familie gedrehte Dokumentation sollte einen also stutzig machen, doch „The Life Of An Icon“, konzipiert und in Szene gesetzt vom engen Freund David Gest, zeichnet 156 Minuten lang ein durchaus objektives Bild. Will heißen: Nicht nur Jacksons immense Erfolge sind ein Thema, sondern auch seine Tragödien, Miseren und Skandale. Schon im frühkindlichen Alter begannen die Qualen, die Joe Jackson nicht nur für Michael, sondern für jeden im Familien-Clan bereithielt, inklusive Mutter Katherine. Unglaublich detailliert kann man dank rarem und zum großen Teil bislang unveröffentlichtem Foto-, Film- und Ton-Material die Spur der ambitionierten Großfamilie verfolgen: Von der mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft gepaarten Trostlosigkeit in Gary, Indiana, über die Anfänge der Jackson 5 bei Motown bis hin zu Michael Jacksons phänomenalem Aufstieg als Solist. Geschönt oder ausgeklammert wird nichts. Spätestens mit dem öffentlich gemachten Obduktionsbericht, der die hohen Dosen an Medikamenten ebenso notierte wie die Nasenprothese und die Perücke auf vernarbtem Kopf, wurde Jackson endgültig demaskiert. Dabei wünschte sich der dreifache Familienvater, der ebenso mysteriös zu seinen Kindern kam wie einst die Jungfrau Maria zum Jesuskind, nichts so sehr, wie in Ruhe leben zu können. Tragisch, das alles. Mike Köhler