Nat King Cole – L.O.V.E.-The Complete Capitol Recordings 1960-1964

L.O.V.E.-The Complete Capitol Recordings 1960-1964

His message was love: Der zweite Teil des Gesamtwertes des ersten schwarzen Poptitanen auf elf CDs.

Man kann lange nach einem Einstiegssatz für diese Rezension suchen, aber es wird sowieso keiner geeigneter als der von Christoph Dallach aus dem Kulturspiegel, zitiert im Infoblatt zu l.o.v.e.; also: „Dieser Tage gern mal missverstanden als lässiger Schnulzensänger, warf…) Nat King Cole ein Titan und wohl der erste afroamerikanische Pop-Superstar.“ Cut, das „wohl“ könnte man sich sparen, Cole war in einer Zeit des institutionalisierten Rassismus faktisch der erste schwarze Sänger up there mit Bing Crosby und Frank Sinatra-mit immensem Erfolg über die Rassenschranken hinweg; Schranken, die er weniger aktiv-kämpferisch, eher mit seiner schieren souveränen Persönlichkeit und seiner Kunst mit aufweichen half. Er hatte die Stimme, er hatte das überbordende Talent, er hatte als ketterauchender Womanizer und Gentleman selbstbewusstden Übergang vom gefeierten Jazzpianisten zum Popsänger und Entertainer(die Puristen zürnten) hingelegt und sprudelte voreinerwagemutigen Produktivität, die heute selbst für reine Interpreten nicht mehrvorstellbar ist: Ganze 15 Alben, dazu unzählige Singles nahm Cole-mit der Creme der Songschreiberund Arrangeure seiner Zeit-allein in den letzten fünf Jahren vor seinem schmerzhaft frühen Tod mit 45 an Lungenkrebs im Februari965 auf. Nach der ersten n-CD-Box stardust (2006) schließen die so begrüßenswert manischen Poparchivare von Bear Family mit l.o.v.e. die Gesamtedition der Aufnahmen Coles für sein Label Capitol ab.

Elf CDs, knapp 780 Minuten Spielzeit, hier ist alles: allerfeinster Schmalz, swingende Kessheiten. süperber Orchestralpop, elegant jazzende Big-Band-Affären, die großen Standards, Kuriositäten und Popleichtigkeiten. Auf Meisterstücken wie dem Livealbum at the sands, the nat kinc cole story (mit Neuaufnahmen nach Originalarrangements von 30 seiner Hits Seit 1943.), NAT KINC COLE SINCS / GEORGE SHEA-RING PLAYS (iq6l), WH EREDIDEVERYONECO (1962) und dem finalen Juwel l.o.v.e. Da ist eine herrlich butterweiche Weihnachtsplatte, das eigenartige. musicaleske „Konzeptalbum“wiLO is love und auch -..Gesamtwerk heißt nicht „Best Of -die fröhlichen Ausrutscher, die sich der Lässige wider besseres Zuraten leistete: Der over the top tüdelnde Quietschpop von those lazy-hazy-crazy days of summer und der Quasi-Country-Kitsch von ramblin’rose (zwitschernde Backgroundsängerinnen all over the place) sind starker Tobak -aber lustig. Und zwei Dinge sind immer da: dieser leicht angeschmirgelte, samtene Bariton, der auch das Telefonbuch singen könnte und man schmölze hin. Und das eine große Anliegen des Nat King Cole: Let there be Love.

Ehrensache bei der Bärenfamilie ist das LPgroße 180-Seiten-Buch miteinererschöpfend ausführlichen History (viel wird gelernt über das Popgeschäft dieser Tage, überthelife and times von Cole), Myriaden von Fotos und einer Diskografie, die in ihrer supernerdigen Detailversessenheit (welche Aufnahme bei welcher Session mit weichem Drummer in welchem Studio wann wie wo, und bitte auch noch die korrekte Masternummer, danke) wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und nur eine, dafür eklatante und nicht nachvollziehbare Schwäche aufweist: Die Tracklists der einzelnen Alben sind nirgendwo aufgeführt; wer wissen will, welcher der 292 Tracks hier in welcher Version wo drauf war, wird ein bisschen wahnsinnig. Aber dagegen hilft sehr gut die Musik auf den CDs. VÖ: 2.4.

5,5 JOSEF WINKLER >» www.bear-family.de