Otis Taylor – Truth Is Not Fiction
Auch wenn mit Duos wie den White Stripes oder den Black Keys erstmals seit Ewigkeiten wieder junge Acts die einst fundamentale Kraftquelle des Rock anzapfen, lässt es sich nicht leugnen: Der Blues, die Volksmusik des schwarzen Amerika im 20. Jahrhundert und Mutter des Rock’n’Roll, bringt kaum mehr Interessantes hervor. Seit Jahren kommt von den Stars des Genres entweder überproduzierte Designer-Ware oder museale Traditionspflege. Es regiert das hohl gewordene Klischee. Da fällt einer wie Otis Taylor umso mehr auf: Harsch, lakonisch, illusionslos bellt der schwergewichtige Mann aus Chicago, der nach gut 20 Jahren Schaffenspause erst Mitte der Neunziger die Musik wieder zum Beruf machte, seine Songs heraus. Mit kräftigen Injektionen aus Bluegrass und dem Folk der Appalachen befreit er sie aus den erstarrten Bluesformeln. Zentrales Thema des Einzelgängers sind die rassistischen Demütigungen, die der Alltag Afro-Amerikanern auch heute noch reichlich bietet. So kompromisslos wie er in seinen Texten den Blick auf die soziale Realität richtet, so engagiert besorgt Taylor auch seiner Musik zeitgenössische Relevanz. Dazu braucht der Gitarrist, Banjo- und Mandolinenspieler, dessen Stimme sowohl an Jimi Hendrix als auch an Robbie Robertson erinnert, weder Computer-Mätzchen noch den im Alt.country üblichen Rückgriff auf demonstratives LoFi. Emotionale Dringlichkeit und die originelle Kombination altgedienter Stilelemente und Instrumentalklänge ergeben auch so ein aufregendes Album.
>>> www.telarc.com
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