Raphael Saadiq :: Stone Rollin‘

Der klassische Soul zwischen detailgenauer Erbpflege und vorsichtiger Modernisierung

In der letztjährigen Begeisterung um Aloe Blacc und Plan B ist untergegangen, dass Raphael Saadiq schon sehr viel länger an der Wiederbelebung des klassischen Soul arbeitet. Auch auf seinem vierten Solo-Album Stone Rollin‘ platziert der ehemalige Sänger von Tony! Toni! Toné! souverän die einschlägigen Versatzstücke des Genres: Den ekstatischen Gospelchor in „Go To Hell“, die aalglatten Bläser in „Down The Line“, das Kontrapunkte setzende Klavier in „Day Dreams“, das aufgeregte Motown-Rumpeln in „Heart Attack“ und das nervöse Vibrieren der frühen Stax-Aufnahmen in „Radio“. Ob Saadiq die Blues-Wurzeln des Soul extrapoliert oder dessen Gospel-Grundlagen, immer findet er zielsicher die Balance zwischen detailgenauer Erbpflege und vorsichtiger Modernisierung. Wie die Winehouses dieser Welt belässt er dem klassischen Klang zwar seine Patina, aber er betreibt keine Geschichtsklitterung. Saadiq versucht nicht um jeden Preis, den blechernen Sound von damals nachzustellen, er rekonstruiert ihn in dem Wissen, dass dessen charmantes Poltern vor allem den damaligen aufnahmetechnischen Beschränkungen geschuldet war. Stone Rollin‘ ist keine Zeitreise in die Sixties: Stattdessen holt Raphael Saadiq den Soul in die Gegenwart.