Roedelius – Jardin Au Fou :: Backkatalog
Prädikat „lieblich“: Hätte Bach diese Klaviermusik komponiert, wäre JARDIN AI‘ FOl schon einmal um die Welt gewandert. Oder so: Hätte Bach das komponiert, erklängen diese kleinen romantischen Lieder in TV-Spots für spielende Kinder und leckere Marmeladen. Legen wir gleich noch eine Schippe „Kaufargument“ drauf: Wer Klavierwerke des Barock zu genießen weiß, darf auch einmal von den Erzeugnissen der deutschen Avantgarde 250 Jahre später kosten. Hans-Joachim Roedelius, 1934 geboren, erste Veröffentlichung 1969 mit Cluster, hat den Krautrock mit JARDIN AI 1 KOI 1 auf den Kopf gestellt. Es ist wenig überraschend, dass diese 16 Tracks im Jahr 1979 kaum Aufmerksamkeit erzielten. Roedelius entfernte sich von den Konzepten einer Elektro-Avantgardc und spielte das Album mit Cello, Flöte, Gitarre und traditionellem Schlagzeug ein, die große Orgel nicht zu vergessen, die in der Kirche der süßen Melodien die Korken knallen lässt. Irgendwie wollte diese Musik überhaupt nicht in die Zeit ihrer Entstehung passen (Michael Jackson, Punk, Plastikpop) – für zu leicht und zu lieblich befunden und wieder vergessen. Es gibt auch kein Cluster- oder Harmonia-Album, keine Veröffentlichung von Tangerine Dream (deren Peter Baumann hier produzierte), auf dem die Melodien weitab von voreingestellten Sounds derart tänzeln dürfen – irgendwo zwischen Flügel und Synthesizer und der Luft über dem Himmel des wohlbestellten Klanggartens. JARÜIN AU F01 1 war das Schicksal vergönnt, das nicht wenige als zeitlos bewertete Alben ereilt; es entpuppt sich erst in den Schleifen der Wiederentdeckung als das Meisterwerk, das es nie sein wollte, jetzt aber doch werden musste. Und dafür lieben wir die Wiederveröffentlichungen.
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