Rufus Wainwright with the Pacific Jazz Orchestra

I’M A STRANGER HERE MYSELF – WAINWRIGHT DOES WEILL

Rock and Roll Credit Card Inc/Thirty Tigers/Membran (VÖ: 21.11.)

Kurt Weill versinkt tief im Bigband-Jazz-Sirup.

Rufus Wainwright singt und spielt Kurt Weill. Klar, das liegt nahe. Neigte Wainwright doch immer zum Theatralischen, komponierte zwei Opern, hat – wie eben Weill – schon mehrfach für Film und Bühne geschrieben und hat keine Angst vor großen Namen, wie er bereits mit der Vertonung von Shakespeare bewiesen hat. Beginnend mit dem „September Song“ interpretiert Wainwright 16 Stücke des legendären Komponisten, singt meist Englisch, aber auch Deutsch und Französisch mit dickem Akzent, und wird dabei unterstützt vom Pacific Jazz Orchestra aus Los Angeles, wo I’M A STRANGER HERE MYSELF auch live vor Publikum eingespielt wurde.

Aber so logisch die Konstellation, so folgerichtig entsteht aus ihr dann nur das Erwartbare. Wainwright wendet sein ganzes Pathos auf die Weill-Klassiker an und fährt auf, was die 40 Musiker des Pacific Jazz Orchestras an Streichern und Bläsern zu bieten haben. Er stürzt sich auf die schicksten Melodien im Weillschen Fundus, verlangsamt „Surabaya Johnny“ fast bis zum Stillstand und versenkt „The Saga Of Jenny“ in noch mehr Sirup als einst Julie Andrews.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Man könnte jetzt sagen, Wainwright arbeitet geschickt das epische Bigband-Jazz-Potenzial von Weill heraus. Aber er tilgt eben auch die kleinen Zickigkeiten, die den eingängigsten Songs von Weill halfen, sich noch einen Rest von Sperrigkeit zu bewahren.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.